Jerusalem/Ramallah - Palästinensische und internationale Menschenrechtsorganisationen haben der israelischen Armee schwere Menschenrechtsverletzungen gegenüber der Bevölkerung im weitgehend zerstörten Flüchtlingslager der palästinensischen Stadt Jenin vorgeworfen. In einer Erklärung der palästinensischen Organisation LAW hieß es, Mitglieder einer Beobachtergruppe von LAW sowie von amnesty international hätten beim Besuch des Lagers am Dienstag übereinstimmende Augenzeugenberichte erhalten, wonach Soldaten unbewaffnete Lagerbewohner gezielt "hingerichtet" hätten. Armeesprecher haben in den vergangenen Tagen alle Berichte über israelische Menschenrechtsverletzungen zurückgewiesen. Den Aussagen zufolge hätten israelische Soldaten in einem Fall die Bewohner eines Gebäudes aufgefordert, ihr Haus zu verlassen, berichtete LAW. Fünf Personen, darunter der Cousin des Zeugen, seien dem Befehl gefolgt. Er habe daraufhin gesehen, wie ein israelischer Soldat den unbewaffneten Mann aus kurzer Distanz erschossen habe. Ein zweiter Augenzeuge sagte aus, Soldaten hätten alle fünf Bewohner, die unbewaffnet gewesen seien, getötet. Nach Angaben von LAW verwehrten Soldaten den Menschenrechtlern am Morgen Zugang zum Krankenhaus von Jenin. Außerdem würden drei palästinensische Beobachter von der Armee festgehalten, weil sie angeblich ein militärisches Sperrgebiet betreten hätten. Die Palästinenser haben der israelischen Armee vorgeworfen, bei den Kämpfen im Flüchtlingslager von Jenin ein "Massaker" angerichtet und hunderte Menschen getötet zu haben. Israel hat dies energisch bestritten. Die Armee gab die Zahl der getöteten Palästinenser mit "mehreren Dutzend" an.(APA/dpa)