Budapest - Drei Parteien haben bei der ersten Runde der Parlamentswahl in Ungarn am 7. April den Einzug ins Parlament geschafft. Die Linke (Sozialisten) und die Rechte (Fidesz) sind mit über 40 Prozent momentan fast gleich stark. Für weitere politische Gruppierungen bliebt daneben kaum mehr Platz. Nur die Liberalen schafften knapp noch den Parlamentseinzug. Im Folgenden ein Überblick: BUND JUNGER DEMOKRATEN - UNGARISCHE BÜRGERPARTEI (Fidesz-MPP): Die Partei von Ministerpräsident Viktor Orban wurde am 30. März 1988 als liberale Gruppierung aufstrebender junger Menschen gegründet, die das nahende Ende der kommunistischen Ein-Parteien-Herrschaft frühzeitig erkannten. Am 8. Februar 1990 wurde Fidesz gerichtlich registriert. Bei den freien Wahlen 1990 gewann die Partei 21 Sitze (von 386), bei der Wahl 1994 20. Nach dem damaligen Triumph der Sozialisten über die Konservativen, dessen stärkste Kraft - das Demokratische Forum (MDF) - bei dieser Wahl praktisch vernichtet wurde, unterzog Orban seine Partei einem radikalen Richtungswechsel. Der dem Parteinamen 1995 angefügte Zusatz "Ungarische Bürgerpartei" signalisierte den neuen Kurs. Gezielt machte Orban Fidesz zum Sammellager der Konservativen von der Mitte bis zu den Rändern. Mit dem modernen, popigen Image der Partei wurden immer traditionellere Botschaften wie Schutz von Familie und Nation verkauft. In der Wahl 1998 konnte Fidesz das Ergebnis auf 113 Mandate steigern und danach mit den zu Juniorpartnern degradierten Rechtsparteien eine Koalition bilden. Als Regierungschef entpuppte sich der damals 34-jährige Orban als Machtpolitiker, der in der Polarisierung zur Opposition den Erfolg suchte. Fidesz ist heute eine stark nationalistisch orientierte, konservative Partei, die auch ein Nahverhältnis insbesondere mit der katholischen Kirche sucht. Unter Orban nahmen die staatlichen Eingriffe in die Wirtschaft deutlich zu. Der Wandel der Partei wurde auch mit dem Wechsel der Allianzen symbolisiert: 1992 trat Fidesz der Liberalen Internationalen bei, seit 2001 ist die Partei jedoch Mitglied der Christdemokratischen Internationale. Parteichef ist seit dem Vorjahr Zoltan Pokorni. Der Spitzenkandidat und starke Mann ist aber ohne Zweifel weiterhin Orban. UNGARISCHE SOZIALISTISCHE PARTEI (MSZP): Als sich am Ende der kommunistischen Herrschaft in Ungarn die einstige Staatspartei MSZMP spaltete, vereinigten sich die Reformer in der am 7. September 1989 gegründeten Sozialistischen Partei, die auch in die Rechtsnachfolge der Kommunisten antrat und damit ein stattliches Vermögen übernahm. Die Verdienste vieler prominenter MZSP-Kandidaten für den Übergang zur Demokratie würdigten die Wähler 1990 nicht und erteilten der Partei mit nur 33 Mandaten eine schwere Abfuhr. Nach vier Jahren konservativer Herrschaft eroberten die Sozialisten 1994 unter ihrem damaligen Parteichef Gyula Horn mit 209 Sitzen die absolute Mehrheit. Mit einem erst zögernd, dann aber umso entschlossener verfolgten Sanierungspaket legte die Regierung Horn die Grundlagen für die wirtschaftliche Gesundung des Landes. Die Sozialisten wandelten sich zu entschiedenen Verfechtern der freien Marktwirtschaft. Sie müssen aber auch an ihre traditionellen Wähler wie Arbeiter und Pensionisten denken. Seit 1996 ist die MSZP Mitglied der Sozialistischen Internationale. Trotz einer verbesserten Wirtschaftslage verlor die MSZP 1998 mit 134 Mandaten die Wahl gegen die Rechte. Den Parteivorsitz übernahm im September der ehemalige Außenminister Laszlo Kovacs, die Erneuerung der Partei blieb aber lange aus. Nach heftigen internen Debatten einigte sich die MSZP erst im Vorjahr, den früheren Finanzminister Peter Medgyessy, der heute parteilos ist und einst zu den Reformkommunisten gehörte, zu ihrem Spitzenkandidaten für die Wahl zu machen. Als Parteichef zieht aber Kovacs immer noch so manchen Faden. BUND FREIER DEMOKRATEN (SZDSZ): Die am 13. November 1988 gegründete Partei der ehemaligen Dissidenten ist bis heute die stärkste Kraft des Liberalismus in Ungarn. Bezeichnenderweise hat das Gewicht der Partei kontinuierlich abgenommen. 1990 erreichte der SZSDSZ 92 Mandate und 1994 immerhin 69. Der damalige Beschluss, mit den Sozialisten trotz deren Vergangenheit und absoluten Mehrheit eine Regierung zu bilden, wurde von den Wählen schwer bestraft. 1998 fielen die Liberalen auf 24 Mandate. Auf ein ähnliches Ergebnis wird die heute wieder von Ex-Innenminister Gabor Kuncze geführte Partei, die seit 1994 Mitglied der Liberalen Internationale ist, auch heuer kommen. Die Partei ist vor allem in Budapest und unter der städtischen Intelligenz beliebt. (APA)