Madrid - EU-Ratspräsident Jose Maria Aznar hat die Europäische Union aufgefordert, mehr Vertrauen in Lateinamerika zu setzen und mitzuhelfen, die dortigen Demokratien und die Wirtschaft zu festigen. "Ich glaube die EU würde sich irren, wenn sie in Zukunft auf die derzeitigen Geschehnisse in Lateinamerika anders reagiere. Sollte dies eintreten, werde ich alles unternehmen, um dieses Verhalten der EU zu verhindern", erklärte Aznar auf einer internationalen Konferenz vor spanischen und lateinamerikanischen Diplomaten, Unternehmensführern und Politikern in Madrid. Mit Blick auf den Mitte Mai in der spanischen Hauptstadt stattfindenden EU-Lateinamerika-Gipfel erwähnte Aznar, die Europäische Union sollte sich "fürs eigene Wohl" aktiver dafür einsetzen, dass sich die Demokratien in Lateinamerika konsolidieren und festigen. "Unsere dortige Präsenz ist nicht spekulativ, sondern strategisch. Die Europäische Union hat die Vereinigten Staaten bereits als weltweit erster Investor in Lateinamerika abgelöst", erklärte Aznar. Auf dem Gipfeltreffen sollen vor allem die Wirtschaftsbeziehungen zum Gemeinsamen Markt des Südens (Mercosur) ausgebaut werden. Es handelt sich hierbei um den viertgrößten Wirtschaftsblock der Welt, dem Argentinien, Brasilien, Paraguay, Peru und Uruguay angehören. Region nicht aufgeben Europäische Unternehmen sollten sich auf Grund der schlechten Wirtschaftslage und der unsicheren demokratischen Verhältnisse in einigen Staaten Südamerikas nicht dazu verleiten lassen, die Region aufzugeben. Aznar spielte damit auf den Rückzug größerer Firmen aus Argentinien an und nannte als Beispiel den Rückzug von France Telecom aus dem krisengeschüttelten Land. Aznar lobte unterdessen das Verhalten der spanischen Unternehmen, die weiterhin in Lateinamerika investieren werden, wie der spanische Ministerpräsident versprach. Spanien steckt fünf Prozent seines BIP in das Lateinamerika-Geschäft und ist damit europaweit der größte Investor in Lateinamerika. Mitte Mai treffen sich die 48 Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union sowie Lateinamerikas und der Karibik nicht nur um die Handelsbeziehungen voranzutreiben, sondern auch die gesellschaftlich-kulturellen Seile zwischen den beiden Kontinenten zu straffen. Aznar betonte vor allem die Notwendigkeit, auf dem Gipfeltreffen in Madrid über die Etablierung der demokratischen Strukturen in Lateinamerika zu debatieren. "Ich glaube fest an die Zukunft der iberoamerikanischen Welt und bin der Überzeugung, dass auch das Volk der Republik Venezuela die demokratischen Institutionen zu festigen weis", so der spanische Ministerpräsident unter Bezug auf den misslungenen Staatstreich in Venezuela. Aznar forderte in der aktuellen Situation in Venezuela von Präsident Hugo Chavez Garantien für die absolute Pressefreiheit und die Aufrechterhaltung der demokratischen Verhältnisse. (APA)