Nahost
Ramallah: Arafat-Mitarbeiter wollen Gesuchte verteidigen
UNO: In Jenin sieht es aus wie nach einem Erdbeben
Tel Aviv/Kairo/Jenin - Mitarbeiter des
eingeschlossenen Palästinenserpräsidenten Yasser Arafat wollen die
von Israel gesuchten Palästinenser in Ramallah mit Gewalt
verteidigen. Das berichtete die israelische Zeitung "Yediot Aharonot"
am Donnerstag. Indessen hat sich die UNO nach einem Besuch in Jenin
im Westjordanland entsetzt über die Zustände in dem palästinensischen
Flüchtlingslager geäußert. Der UN-Sondergesandte Terje Roed-Larsen
sprach am Donnerstag in Dschenin von einem "Schrecken, der das
Verständnis übersteigt". Das Lager, so Roed-Larsen, sei "völlig zerstört, als ob es von
einem Erdbeben erschüttert wurde." Die Situation sei "völlig
unannehmbar". Der UNO-Gesandte hatte das Lager zusammen mit
Vertretern der UNO und des Rotes Kreuzes besucht. Die israelische
Armee hatte Jenin vor zwei Wochen besetzt. Am Donnerstag kündigte
Verteidigungsminister Benjamin Ben Eliezer den Abzug aus Nablus und
Jenin an.
Ein hoher Funktionär in Arafats Hauptquartier sagte, die in
Ramallah Eingeschlossenen um Arafat hätten eine "unumstößliche
Entscheidung" getroffen, den Finanzchef der Autonomiebehörde, Fuad
Shubaki, und den Generalsekretär der Volksfront zur Befreiung
Palästinas, Ahmed Saadat, nicht den Israelis auszuliefern.
"Wenn Israel (hier) eindringt, werden wir sie mit unseren Körpern
verteidigen und alle unsere Waffen benutzen", warnte der Funktionär
dem Bericht zufolge. Shubaki wird von Israel für illegale
Waffenlieferungen und Saadat für die Ermordung des israelischen
Tourismusministers Rechavam Seevi verantwortlich gemacht. Die
israelische Regierung hatte betont, sie wolle die Belagerung von
Arafats Amtssitz in Ramallah erst beendet, wenn sich die Gesuchten
ergäben.
Die libanesische Hisbollah-Miliz soll Israel angeboten haben, den
am Montag festgenommenen Führer der Fatah-Bewegung im Westjordanland,
Marwan Barguti, gegen israelische Gefangene auszutauschen. Die
Zeitung "Al-Watan" berichtete am Donnerstag, die Schiitenmiliz habe
das Rote Kreuz gebeten, der israelischen Regierung einen
entsprechenden Vorschlag zu übermitteln.
Die Hisbollah fordere die Freilassung Bargutis und anderer
führender Palästinenser im Tausch gegen einen israelischen Offizier
und weitere Gefangene. Die Hisbollah hatte im Oktober 2000 drei
israelische Soldaten an der israelisch-libanesischen Grenze entführt.
Wenige Tage später war den Guerillas auch Oberst Elchanan Tennenboim
in die Hände gefallen. (APA/dpa)