Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi verstärkt die Kontrolle seiner Koalitionsparteien über die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt RAI. Der neue Verwaltungsrat der RAI nominierte vier Direktoren, die der Mitte-Rechts-Regierung sehr nahe stehen. Die Berlusconi-Partei Forza Italia verhalf dem RAI-Journalisten und Chefredakteur der Tagesschau TG2, Clemente Mimun, an die Spitze des TG1, den einflussreichsten Nachrichten in Italien. Zum Chef von RAI 1 wurde der Starjournalist und Ex-Abgeordnete der Forza Italia, Fabrizio Del Noce, ernannt.Die postfaschistische Nationalallianz (AN) setzte den Journalisten Mauro Mazza an die Spitze der Nachrichten TG2. Auch der rechtspopulistischen Lega Nord von Umberto Bossi gelang es, einen Vertrauensmann an einen einflussreichen RAI-Posten zu setzen. Der Ex-Staatssekretär im Telekommunikationsministerium und Ex-Lega-Abgeordnete Antonio Marano rückte zum Direktor des zweiten RAI-Kanals auf. Die Lega Nord hatte sich stets bei den Regierungspartnern beschwert, kaum Einfluss auf die öffentlich-rechtliche TV-Anstalt zu haben. Dies soll sich nun mit Marano ändern. Ein wenig interne "Opposition" Nur der RAI 3-Kanal sorgt für ein wenig interne "Opposition" im Staatsfernsehen. An der Spitze des Senders wurden die Direktoren Paolo Ruffini und Antonio Di Bella bestätigt, die enge Beziehungen zum Mitte-Links-Block haben. Die Nominierung der RAI-Direktoren sorgte für Unmut in Oppositionskreisen. Der Mitte-Links-Block warf Berlusconi, Besitzer von drei landesweit ausgestrahlten Privatkanälen vor, die Kontrolle über das gesamte TV-System in Italien übernommen zu haben. Erst vor anderthalb Monaten hatte Berlusconi den Ex-Präsidenten des Verfassungsgerichts, Antonio Baldassarre, zum neuen Präsidenten des RAI-Aufsichtsrats ernannt, den er mit zahlreichen Vertrauensmännern besetzt hatte. "Berlusconi annektiert die RAI, damit er sie zu Gunsten seiner TV-Gesellschaft Mediaset schrittweise abbauen kann", bescherte sich Oppositionschef Francesco Rutelli. (APA)