Wien - Exfinanzminister Ferdinand Lacina (SP) findet es "keine besonders kluge Strategie", öffentlich eine Deadline für die Auflösung der staatlichen ÖIAG zu nennen und sich so beim Verkauf der Beteiligungen selbst unter Druck zu setzen. Mit der Ansage, die Industrieholding in der kommenden Legislaturperiode aufzulösen, habe sich Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FP) in eine unnötig schlechte Verhandlungsposition begeben, sagte Lacina am Rande einer Veranstaltung der Wiener Stadtwerke.

Außerdem seien Kernaktionäre, die garantieren sollten, dass Headquarters und zentrale Konzernfunktionen in Österreich bleiben, "weit und breit nicht zu sehen". Anders als in Deutschland, wo große Banken und Versicherungen vormals staatliche Anteile an Industrien übernommen haben, scheide diese Variante in Österreich aus. "Die Banken gehen den umgekehrten Weg und ziehen sich schrittweise von ihren Industriebeteiligungen zurück. Da bleibt kaum jemand mehr übrig, der einen österreichischen Kernaktionärskreis außerhalb der ÖIAG bilden könnte.

Neben Grasser haben sich auch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (VP) und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (FP) für eine Auflösung der ÖIAG in der kommenden Legislatur ausgesprochen. Die ÖIAG hält Beteiligungen unter anderem an AUA, OMV, Telekom, Voestalpine, Böhler-Uddeholm und VA Tech.


Kriterien festlegen

Zur ÖIAG hat sich am Mittwoch auch SP-Wirtschaftssprecherin Maria Kubitschek zu Wort gemeldet. Zu klären sei die Frage, unter welchen Kriterien der Staat Anteile an den ÖIAG-Betrieben halten soll und ob die ÖIAG als sinnvolles und wichtiges wirtschaftpolitisches Instrument Richtung Beteiligungsmanagement ausgebaut werden könne. (stro, Der Standard, Printausgabe, 18.04.2002)