Wien - Seit mehr als 40 Jahren ist die Anti-Baby-Pille in
Österreich auf dem Markt, rund eine halbe Million Frauen schluckt sie
täglich. Nachteile wie eine unverwünschte Gewichtszunahme haben viele
Anwenderinnen wegen der sehr sicheren Verhütung in Kauf genommen.
Jetzt wurde eine neue "Pille" vorgestellt, mit der die lästigen
Begleiterscheinungen des Hormonpräparats der Vergangenheit angehören
sollen. Durch das Mittel, das unter dem Namen "Yasmin" vertrieben
wird, bleibt das Körpergewicht nach Angaben des Herstellers Schering
stabil.
Problem Wassereinlagerungen
Damit haben Verwenderinnen der Anti-Baby-Pille zu kämpfen: Bei
manchen Patientinnen führt das in den Präparaten enthaltene Hormon
Östrogen zu Wassereinlagerungen im Körper, die das Gewicht um zwei
bis drei Kilogramm ansteigen lassen. Außerdem leiden viele Frauen an
prämenstruellen Ödemen. Diese Wassereinlagerungen vor und während der
Tage führen zu geschwollenen Fingern, Armen und Beinen. Weitere
typische Symptome sind Brustspannen und Völlegefühl. Solche
Beeinträchtigungen des Wohlbefindens treten häufig vor der
Menstruation auf und sind oft ein Zeichen für einen
Gelbkörperhormon-Mangel.
Durch viele herkömmliche Pillenpräparate werden diese Störungen
des Wasserhaushalts noch verschlimmert, sagte Johannes
Huber, Leiter der Klinischen Abteilung für Gynäkologische
Endokrinologie an der Wiener Universitätsklinik für Frauenheilkunde,
heute, Donnerstag, bei einem Pressegespräch. Das jetzt eingeführte
Verhütungsmittel aber enthält den neuen Wirkstoff Drospirenon, der
dem natürlichen Hormon im Körper der Frau ähnlicher sei als alle
bisher eingesetzten Substanzen.
Weniger Unreinheiten
Dank Drospirenon soll den Anwenderinnen die leidige
Gewichtszunahme durch die "Pille" erspart bleiben. Nach Angaben von
Sigrid Schmidl-Amann, Fachärztin für Frauenheilkunde aus St.
Pölten, die "Yasmin" in ihrer Praxis studiert hat, berichtet sogar,
dass Patientinnen während einer Diät schneller an Gewicht verloren
hätten als früher. Zudem habe das Präparat einen positiven Einfluss
auf andere prämenstruelle Beschwerden wie depressive Verstimmung und
verbessere das Hautbild: Unreinheiten, die durch den Einfluss
männlicher Hormone entstehen, die auch im Körper der Frau vorhanden
sind, gehen zurück.
Die Gefahr für Risikopatientinnen, wegen der "Pille" eine
Thrombose zu erleiden, ist bei "Yasmin" gleich groß wie bei anderen,
vergleichbaren Präparten, betonten die Mediziner und der Hersteller.
Risikofaktoren, die im schlimmsten Fall zu Blutgerinnselbildung und
Verstopfung eines Blutgefäßes führen können, sind Rauchen,
Übergewicht, Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit. Die Verschreibung
muss daher individuell erfolgen. (APA)