Teamchef Hans Krankl liebt es und pflegt es, Sachverhalte und Vorgänge auf seine Person zu beziehen, und er kann als begabter Bühnenmensch die Gefühle der Zuschauer und Mitspieler aufheizen. Schauspieler und Musiker freilich beenden die Verantwortung für die Seelenzustände ihrer Fans nach dem Auftritt. Krankl hat das von Otto Baric marodisierte Team als patriotische Kraft und Notwendigkeit in die Herzen der Menschen geredet. Das war wohl nötig, denn dem heimischen Profifußball fehlt angesichts von Desastern wie dem 0:5 gegen die Türkei und dem FC Tirol Aufmerksamkeit und Zuneigung.

Aber Krankl begeht einen schweren Fehler, wenn er Kritiker als Feinde empfindet. Das ist nicht bloß unfair, sondern ein Fehler, weil eine strapazierfähige Gesprächsbasis schützt. Sollte das Team einmal nicht gut oder gar schlecht spielen, wie das in der jüngsten Vergangenheit ja öfters passierte, droht ihm statt Kritik und Diskussion die Schmähung. Und dann wird "der Fußball" froh sein, nicht mit Krankl ident zu sein. Und umgekehrt. (DER STANDARD-Printausgabe, Freitag, 19. April 2002, josko)