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Wien - Die Auswirkungen des Klimawandels kommen der heimischen Volkswirtschaft teuer. Wie eine Studie der Universität Graz zeigt, seien in zehn Jahren in Österreich Klimaschäden zu erwarten, die sich in der Höhe des jährlichen Zuwachses des Bruttoinlandsproduktes (BIP) bewegen. "Die erwartete Steigerung von jährlich 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung Österreichs würde also 2012 vollständig zur Reparatur und Kompensation von Klimaschäden benötigt werden", erläuterte Studienautor Stefan Schleicher bei einem Vortrag in der Hagelversicherung. Eine Klimaschadensbilanz für Österreich im Jahr 2012 könnte demnach sechs Mrd. Euro (zu heutigen Preisen) erreichen, prognostiziert Schleicher. Am stärksten betroffen vom globalen Klimawandel sei die Landwirtschaft, wo 1,7 Mrd. Euro an volkswirtschaftlichem Schaden erwartet werden, gefolgt vom Tourismus mit 1,3 Mrd. Euro und zusätzlichem Importbedarf in Höhe von 1,2 Mrd. Euro. Selbst mit Kioto Für Reparaturen wegen extremer Wetterschäden und für Schutzbauten nach Hochwasser, Muren oder Lawinen werden in der Studie je 400.000 Euro veranschlagt, für Ertragsverluste in der Energiewirtschaft, Umsiedlungskosten aus gefährdeten Lagen und als Beitrag zu einem globalen Katastrophenfonds seien in zehn Jahren 300.000 Euro notwendig. Selbst die vollständige Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen von Kioto würde erst in 50 Jahren zu greifen beginnen. "Die Vorlaufzeiten für solche Maßnahmen sind lang, Klimawandel lässt sich nicht einfach schnell stoppen", betonte Schleicher, der diese Tatsache jedoch nicht als Entschuldigung für die Politik verstanden wissen möchte, erst gar nichts gegen den Klimawandel zu tun. Eine aktive Klimastrategie habe weit reichende positive Auswirkungen zum Beispiel in den Bereichen Wohnen (Gebäudesanierung), Verkehr oder der Energieversorgung (weg von Erdöl und Erdgas, verstärkt auf erneuerbare Energie setzen). Im Vergleich zu anderen EU-Ländern sei Österreich Nachzügler bei der Umsetzung von Klimaschutzstrategien und bei der Sensibilität der Öffentlichkeit. Weltproduktion Hält der Zuwachs bei den Schäden aus witterungsbedingten Naturkatastrophen der letzten beiden Jahrzehnte von durchschnittlich zwölf Prozent pro Jahr an und vergleicht man diesen Wert mit einem erwarteten globalen Wirtschaftswachstum von drei Prozent, dann kreuzen sich diese Trends im Jahr 2065 - ab diesem Jahr würden die klimabedingten Schäden höher sein als die Weltproduktionsleistung. In Österreich würde bei einer nachhaltigen Klimastrategie das BIP im Jahr 2010 um 1,4 Prozentpunkte höher liegen und mindestens 30.000 Personen mehr beschäftigt sein, so die Energieprognose des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Profitieren würden auch die öffentlichen Budgets, die mindestens um 1,4 Mrd. Euro pro Jahr mehr Einnahmen erzielen könnten, so das Wifo. (APA, DER STANDARD, Printausgabe19.4.2002)