Bielefeld - Türken in der Bundesrepublik sterben seltener an Krebs als Deutsche der gleichen Altersgruppe. Die einzigen beiden Ausnahmen sind Leukämien und Lymphome. Dieser überraschende Trend, den Wissenschafter aus Heidelberg und Bielefeld in einer Studie feststellten, scheint sich jedoch derzeit umzukehren, wie die Deutsche Krebshilfe mitteilte: Die Krebssterberaten von Türken und Deutschen in der Bundesrepublik nähern sich demnach langsam, aber stetig an. Die momentan noch niedrigere Krebssterberate der türkischen Migranten erstaunt auch den Leiter der Studie, Hajo Zeeb - vor allem auch "angesichts ihres oft niedrigeren sozio-ökonomischen Status". Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die Türken während ihrer Kindheit und Jugend im Herkunftsland anderen Risikofaktoren ausgesetzt seien, betont der Bielefelder Gesundheitswissenschaftler, der Daten aus den alten Bundesländern für die Jahre 1980 bis 1997 analysiert hatte. Häufiger Tumoren Auffallend ist nach Angaben der Experten aber auch, dass Krebs bei Türken derzeit deutlich zunimmt. Vor allem seien die Migranten häufiger von Tumoren betroffen, die bei der deutschen Bevölkerung rückläufig seien. Dazu zählten etwa Magen- und Lungenkrebs. Über die Gründe rätseln die Mediziner noch. Vermutet wird ein Zusammenhang zur Altersentwicklung: Viele der zwischen 1960 und 1973 als Gastarbeiter eingewanderten Türken seien in Deutschland geblieben. Dadurch nehme natürlich die Zahl türkischer Senioren stetig zu. Parallel dazu steige folglich auch der Anteil jener, die von typischen Alterskrankheiten wie eben Krebs betroffen seien. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Krebserkrankungen ein zunehmend bedeutsames Gesundheitsproblem und eine wichtige Todesursache bei Türken in Deutschland sind", sagt Zeeb. Er fordert daher, mehr Informationsmaterial speziell für türkische Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus sei es notwendig, Migranten grundsätzlich in epidemiologische Forschungsprojekte einzubeziehen. (APA/AP)