Magdeburg/Berlin - Viel Rot war bei der Abschlusskundgebung der CDU vor der Landtagswahl am Sonntag in Sachsen-Anhalt zu sehen. Mit Lampions in der SPD-Farbe wollten die Christdemokraten demonstrieren, dass Sachsen-Anhalt die "rote Laterne" trägt: Bei der Wirtschaftsentwicklung und der Arbeitslosigkeit - mit einer Quote von derzeit 20,3 Prozent - schneidet das ostdeutsche Bundesland im landesweiten Vergleich am schlechtesten ab.

CDU-Spitzenkandidat Wolfgang Böhmer setzt darauf, dass sich die latente Unzufriedenheit in Wählerstimmen für seine Partei niederschlägt. Mit ihm hofft der Kanzlerkandidat der Union, Edmund Stoiber. Schließlich handelt es sich um den letzten Stimmungstest vor der Bundestagswahl im September.

Obwohl sich laut Umfragen die Hälfte der 2,1 Millionen Wahlberechtigten am Freitag noch nicht festgelegt hat, wird der CDU der Spitzenplatz prognostiziert. Sie soll sich von 22 auf 34 Prozent verbessern können. Der SPD, die in den vergangenen vier Jahren mit Ministerpräsident Reinhard Höppner eine von der PDS tolerierte Minderheitenregierung stellte, wird ein Absturz von 35,9 auf 24 Prozent vorausgesagt. Damit läge die SPD noch vor der PDS, der ein Anstieg von 19,6 auf 22 Prozent vorausgesagt wird. In anderen Umfragen wird die PDS vor der SPD gesehen.

Ob in diesem Fall die Sozialdemokraten den Postkommunisten dazu verhelfen, zum ersten Mal einen Ministerpräsidenten in Deutschland zu stellen, ist eine Frage, die schon vor dem Wahltag für erregte Debatten sorgt. Bundeskanzler Gerhard Schröder soll ein dunkelrot-rotes Bündnis als Hypothek im Wahlkampf bezeichnet haben.

Mit Spannung wird auch das Abschneiden der rechtspopulistischen Schill-Partei beobachtet. Die rechtsextreme DVU, die vor vier Jahren überraschend 12,9 Prozent erreichte, tritt nach internen Querelen nicht mehr an. Die CDU ist bereit, mit der Schill-Partei und der FDP eine Ampelkoalition einzugehen. Auch eine große Koalition gilt als mögliche Konstellation. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 20./21.4.2002)