Wien - Noch vor wenigen Jahren eine Randerscheinung, hat das Konzept "Tier als Therapie" mittlerweile viele medizinische Bereiche erobert. Über den an der Veterinärmedizinischen Universität Wien (VUW) angesiedelten Verein "Tiere als Therapie" (TAT) sind österreichweit mittlerweile 150 Tiere inklusive ihrer menschlichen Betreuer für einen Einsatz als Therapeuten ausgebildet und warten auf ihre Einsätze. Obwohl über TAT 95 Prozent Hunde ausgebildet werden, sind dem Einsatz von Tieren als Therapeuten praktisch keine Grenzen gesetzt. Von dem Verein speziell geschulte Mitarbeiter pilgern sogar mit Spinnen und Weberknechten in Schulen. Etwa in Sonderschulen würde damit den Kindern gezeigt, dass man auch vor solchen Tieren Respekt haben soll und dass man sie nicht gedankenlos zertritt, berichtete Helga Widder von TAT. Generell würden die Kinder dadurch mehr Achtung vor Mitgeschöpfen lernen. Die Haupteinsatzgebiete der Tiertherapie sind aber psychische und körperliche Störungen wie etwa Depressionen oder motorische Behinderungen. Die Ursachen für die Störungen sind dabei zweitrangig. "Etwa die ausgebildeten Hunde nehmen die Menschen so an, wie sie sind, auch wenn diese alt und gebrechlich sind oder einen Unfall hatten", so Widder. Der Kontakt mit dem Tier wirkt sich nach der Erfahrung der Tiertherapeutin in der Mehrzahl der Fälle positiv aus. Antrieb So versuchen etwa Menschen mit schweren motorischen Störungen, relativ komplizierte Verschlüsse von Dosen zu öffnen, um den Vierbeinern die in der Dose enthaltenen Leckerbissen geben zu können. Ohne diesen Antrieb würden viele Schlaganfall- oder Parkinson-Patienten die Aufgabe erst gar nicht zu lösen versuchen. Derzeit verfolgen die Mitarbeiter ein ehrgeiziges Ziel: Ein Netzwerk von geschulten Pferden und Betreuern soll aufgebaut werden, die dann ebenfalls in der Therapie von Behinderten eingesetzt werden. Bei der so genannten Hippo-Therapie geht es etwa darum, Gelenke oder den ganzen Bewegungsapparat zu mobilisieren sowie Muskelspannungen zu regulieren. Es wurden auch positive Auswirkungen auf Blasen- und Darmfunktion nachgewiesen. Der wissenschaftliche Nachweis des Erfolgs von Therapien mit Tieren ist - wie Viktor Szendrödi von der Sozialpsychologischen Ambulanz in Wien-Ottakring erklärte - keine leichte Aufgabe, die Forschung hat Nachholbedarf. Relativ einfach ist die Sache noch in Fällen, bei denen Defizite vorliegen, etwa im Falle von Behinderungen. Ob und wie sich Haustiere im täglichen Leben positiv auf das Befinden auswirken, ist dagegen kaum nachzuweisen, so der Wissenschafter. (APA)