Wien - Rotraud Perner erwartet eine "Entschuldigung". Von den Kinderpornofahndern oder aus dem Innenministerium, wo ein Beamter ihren Namen als Mutter ihres unter Verdacht geratenen Sohnes "unter der Hand" an eine Journalistin weitergegeben habe.

"Das darf der Beamte nicht", betonte die Psychotherapeutin und Juristin am Freitag im STANDARD-Gespräch. Der Ablauf der Razzia an sich sei "überwiegend korrekt" gewesen. Erst hätten die Fahnder einen Sohn aus dem Bett geholt, von dort aus wären sie dann in Perners Verlag gefahren, wo der andere, betroffene Sohn übernachtete. Dessen Kreditkartennummer, so Perner, scheine in den Listen eines Pornovertreibers auf. "Das ist seine Sache, doch mir hat mein Sohn glaubhaft versichert, dass die Ermittlungen nichts erbringen werden", so die Therapeutin. Letzten Endes habe die Firma auch legale Pornos vertrieben.

Sie selber besitze keinerlei Kinderpornografie und brauche sie auch für ihre Arbeit nicht, betont die Psychotherapeutin. Die Strafbarkeit eines solchen Besitzes hält sie weiterhin für "sehr wichtig". Im Übrigen sei es ein Glück, dass der bei der Hausdurchsuchung beschlagnahmte Computer auch keinerlei Patientendaten enthalte.

Wie berichtet, stehen auf der Verdächtigtenliste mehr als 300 Österreicher, darunter auch ein mittlerweile suspendierter Volksschullehrer aus Niederösterreich, ein Salzburger Uniprofessor, ein Wiener Polizist sowie die Journalisten Alexander Haide und Hans Pretterebner. Letztere erklärten, sie hätten lediglich Recherchen zum Thema Kinderpornos durchgeführt. Haide betonte, er arbeite seit Jahren mit deutschen Behörden zusammen. Er organisierte auch Benefizveranstaltungen zugunsten misshandelter Kinder. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21.04.2002, bri, simo)