War es der spektakuläre Selbstmord eines Sportpiloten, ein technisches Gebrechen oder ein plötzliches Unwohlsein, das zum Absturz des kleinen Sportflugzeuges auf das Wahrzeichen Mailands, das Pirelli-Hochhaus, führte? Die Spekulationen über die Unglücksursache gin- gen auch am Freitag weiter. Ausgeschlossen wird von den Behörden, dass es ein Terroranschlag war.Der 67-jährige Luigi Fasulo, ein Italoschweizer, der am Donnerstag mit seiner Rockwell in das höchstes Gebäude Mailands gerast war, galt als erfahrener Flieger; er war mit vielen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in der Lombardei befreundet, zu seinen Fluggästen zählten Bankiers und Unternehmer, ein Großteil der Mailänder Prominenz war bereits mit ihm geflogen. Flug ins Gewitter Fasulo, der eine Ehefrau und zwei Kinder hinterlässt, galt aber auch als waghalsig: Einige seiner Fluggäste erklärten, sie seien "einmal und nie wieder mit ihm geflogen". Eine Notlandung in einem Erdäpfelacker oder das Hineinfliegen in ein starkes Gewitter über dem Mittelmeer zählten zu diesen "Heldentaten". Dass Fasulo Selbstmord begangen haben könnte, glauben sein Sohn Marco und einige Fliegerkollegen. Er sei in den letzten Tagen bedrückt gewesen. Er habe auch von einem riesigen Schuldenberg gespro- chen und dass man ihn jetzt "wirtschaftlich fertig machen" wolle. Auch die Staatsanwaltschaft prüft nun seine finanziellen Verhältnisse auf Anzeichen für einen Selbstmord. Die nationale Flugüberwachung glaubt hingegen, dass es sich um einen Unfall handelte. Fasulo hatte zunächst zur Landung in Mailand Linate angesetzt, dann aber Probleme mit dem Fahrwerk gemeldet. Er wurde aufgefordert noch eine Warteschleife zu fliegen, die Maschine trudelte aber plötzlich ab und flog in den gesperrten Luftraum über dem Stadtzentrum. Der Funkkontakt brach ab, wenige Augenblicke später krachte die Rockwell in das Hochhaus. Stabiles Gebäude Die Zahl der Todesopfer wurde offiziell mit drei beziffert: der Pilot und zwei Rechts- anwältinnen der Regionalver- waltung, die im 26. Stockwerk arbeiteten. Zivilschutztechniker bezeichneten das in den späten 50er-Jahren erbaute Hochhaus als nicht einsturzgefährdet. Die Büros der untersten Etagen könnten bereits am Montag wieder bezogen werden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21.04.2002)