Frankreich
Tortenwerfer, Ohrfeigen und Ketchup-Spritzer
"Höhepunkte" im französischen Präsidentschafts- wahlkampf
Paris - Im französischen Präsidentschaftswahlkampf kam
man teils mit derben Mitteln zur Sache. Zwei Kandidaten bekamen
Torten ins Gesicht, Regierungschef Lionel Jospin wurde mit einer
Ladung Ketchup bespritzt, der Rechtsliberale Francois Bayrou und der
Grüne Noel Mamère langten selbst einmal zu. Der verbreitete Eindruck,
dass viele Franzosen den Wahlkampf langweilig finden, wurde durch
diese Höhepunkte abgeschwächt: Der Sozialist Jospin wurde auf dem Messegelände im
westfranzösischen Rennes heimgesucht, als plötzlich zwei Jugendliche
auftauchten und ihn aus prall gefüllten Tuben von oben bis unten mit
der roten Soße bespritzten. Die beiden Täter wurden abgeführt.
Nachdem der 64-Jährige seine Brille geputzt hatte, nahm er sich die
beiden zur Brust. "Denen habe ich kräftig Bescheid gesagt", sagte er
grimmig.
Nicht besser erging es dem Rechtsliberalen Francois Bayrou in
Rennes. Als er sich auf dem Marktplatz präsentieren wollte, bewarfen
ihn Jugendliche gleich mit zwei Oberstorten. Eine traf den
50-Jährigen mitten ins Gesicht, die andere am Rücken. Dabei riefen
sie "Bayrou, Ohrfeigengesicht" - ein Racheakt, denn der
Rechtsliberale hatte wenige Tage zuvor in Straßburg einem Burschen
eine Ohrfeige verpasst, der sich an seiner Tasche zu schaffen machte.
Erstes Wahlkampf-Opfer war allerdings der Linksrepublikaner
Jean-Pierre Chevènement. Auf der Pariser Buchmesse bekam der
62-Jährige eine Ananastorte ins Gesicht, als er gerade stolz zu einer
Signierstunde antreten wollte. Täter war der gefürchtete belgische
Tortenwerfer Noel Godin (Spitzname: "Der Glupscher"), dem bereits
andere Prominente zum Opfer fielen. Der "Glupscher" wurde abgeführt,
Chevènement signierte tapfer sein Buch etwas später.
Der Grüne Mamère schließlich legte sich mit militanten
Jugendlichen der rechten jüdischen Szene im Pariser Marais-Viertel
an, die ihm einseitigen Einsatz für die Sache der Palästinenser
vorwarfen. Als die Diskussion immer aggressiver wurde, packte der
korpulente Umweltpolitiker einen von ihnen am Kragen - das reichte,
um sie alle in die Flucht zu schlagen. (APA)