Kunst
Spektakulärer Kunstdiebstahl im "Brücke"-Museum
Neun bedeutende Expressionisten-Gemälde wurden geraubt
Berlin - Dreister Kunstdiebstahl im Berliner Brücke
Museum, das für seine Expressionisten-Sammlung berühmt ist:
Samstagfrüh um 5.22 Uhr brachen die Täter durch ein Fenster ein und
stahlen neun Gemälde - sechs von Erich Heckel und je eines von Ernst
Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Emil Nolde. Der Schätzwert beträgt
nach Polizeiangaben geschätzte fünf Millionen Euro. Von den Einbrechern
fehlte am Sonntag noch jede Spur. Das Museum ist nach der 1905
gegründeten Künstlergruppe "Die Brücke" benannt und beherbergt eine
der bedeutendsten expressionistischen Sammlungen in Deutschland.Durch Fenster eingestiegen
Die Diebe waren durch ein Fenster an der Rückseite des idyllisch
im Villenvorort Dahlem gelegenen Museums eingedrungen. Nach ersten
Ermittlungen hatten die Täter die optisch-akustische Alarmanlage am
Haus vor dem Einbruch lahm gelegt. Als sie einstiegen, sei jedoch
"stiller Alarm" ausgelöst worden, der vor Ort nicht wahrgenommen
werden konnte, aber direkt die Polizei alarmierte. Die Einsatzkräfte
seien innerhalb weniger Minuten vor Ort gewesen. Der Diebstahl der
Gemälde, die sich in unmittelbarer Nähe des zerstörten Fensters
befanden, konnte aber nicht mehr verhindert werden.
Möglicherweise bieten Täter einen Rückkauf an
Nach Einschätzung des renommierten Berliner Kunstanwalts Peter
Raue, der auch Vorsitzender der Freunde der Nationalgalerie ist, sind
die gestohlenen Gemälde unverkäuflich. "Einen Markt gibt es dafür
nicht, höchstens einen Auftraggeber als Abnehmer, also irgendwo auf
der Welt einen Multimillionär, der so etwas in seiner Wohnung 50
Jahre bewundern will", sagte Raue am Sonntag.
Möglicherweise würden die Bilder dem Museum aber von Erpressern
wieder zum "Rückkauf" angeboten. Das sei eine Methode, die immer
wieder versucht werde.
Kleines Museum ist schwer getroffen
Der Diebstahl trifft das kleine, aber anpruchsvolle Museum schwer.
Seine beschauliche Lage abseits der Zuschauermagneten wie
Pergamonmuseum oder Nationalgalerie wurde dem Brücke Museum jetzt zum
Verhängnis. "Für den Besucher wohltuend am Ende einer Sackgasse
gelegen, die in den Grunewald geschlagen wurde, ist es allseitig von
einer gewachsenen, nicht gärtnerisch veränderten märkischen
Waldlandschaft umgeben, die in die Ausstellungsräume hineinwirkt",
schwärmte der 1987 gestorbene frühere Direktor des Hauses, Leopold
Reidemeister.
Die Künstlergruppe "Die Brücke" war 1905 in Dresden von den vier
Architekturstudenten Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel
und Karl Schmidt-Rottluff gegründet worden. Ihnen schlossen sich in
den folgenden Jahren auch Max Pechstein, Emil Nolde und Otto Mueller
an. Der Stil, den sie gemeinsam entwickelten, ist als Expressionismus
in die Kunstgeschichte eingegangen.
Das Brücke Museum zeigt in wechselnden Ausstellungen Werke der
1905 in Dresden gegründeten und 1910 nach Berlin übergesiedelten
Künstlergruppe. Grundstock der Sammlung des 1967 eröffneten Museums
waren 74 Bilder des Malers Karl Schmidt-Rottluff, die dieser dem Land
Berlin zu seinem 80. Geburtstag 1964 geschenkt hatte. Er stiftete
auch einen erheblichen Teil der Baukosten für das Museum. Die
weltweit umfangreichste Sammlung dieser expressionistischen
Vereinigung umfasst rund 400 Gemälde sowie Tausende von
Handzeichnungen, Aquarellen und Originalgrafiken. (APA)