International
Duisenberg sieht Wertzuwachs des Euros
G-7-Finanzminister über Wirtschaftsentwicklung optimistisch
Washington - Die Inflation in der Euro-Zone wird
nach Einschätzung von EZB-Präsident Wim Duisenberg trotz der jüngsten
Ölpreiserhöhung noch im ersten Halbjahr 2002 auf unter zwei Prozent
sinken und 2003 auf diesem Niveau bleiben. Duisenberg sagte nach einem Treffen der Finanzminister der sieben
wichtigsten Industrieländer (G7) in Washington, die
Ölpreisentwicklung und hohe Lebensmittelpreise im Jänner hätten die
Inflation über die Marke von zwei Prozent getrieben. Duisenberg
räumte außerdem ein, dass auch die Einführung des Euro-Bargeldes zum
Jahresanfang möglicherweise zu einem geringen Teil zum Anstieg der
Inflation geführt habe. Nach der Definition der Europäischen
Zentralbank (EZB) besteht noch Preisstabilität, wenn die Inflation
maximal zwei Prozent beträgt.
Zur vielfach für das zweite Halbjahr 2002 erwarteten
wirtschaftlichen Erholung in Europa äußerte sich Duisenberg
zurückhaltend. Die Unsicherheit, wann die Konjunktur in der Euro-Zone
wieder anspringe, nehme ab, sagte er. Die Wirtschaft in der Euro-Zone
werde gegen Ende des Jahres ihr altes Potenzial erreichen und dies
auch im kommenden Jahr halten. Ein Unsicherheitsfaktor bleibe aber
weltweit der steigende Ölpreis, der für Preisauftrieb sorge.
Euro-Wertzuwachs
Duisenberg sieht indes Aussichten für einen Wertzuwachs des Euro.
Anders als in den USA gebe es in den Ländern der Euro-Zone keine
fundamentalen Ungleichgewichte in der Wirtschaft und der
Leistungsbilanz, sagte Duisenberg auf dem Frühjahrstreffen des
Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington.
Deshalb habe der Euro-Kurs die Möglichkeit zu steigen.
G-7 optimistisch
Auch die Finanzminister der sieben
führenden Industriestaaten (G7), die ebenfalls in Washington tagten,
sehen den globalen Aufschwung bereits im Gange. Der deutsche
Finanzminister Hans Eichel (SPD) nannte jedoch auch das
Leistungsbilanzdefizit der USA als Risiko. Das Defizit besagt, dass
die Summe der Importe und ausländischen Investitionen in den USA
höher ist als umgekehrt die US-Exporte und -Auslandinvestitionen.
Wenn die ausländischen Investitionen in den USA sänken, könne der
Dollar-Kurs abstürzen, warnte Eichel. (APA/Reuters/dpa)