Brüssel/Prag/Bern - Der rechtsextreme belgische Vlaams Blok hat dem französischen Präsidentschaftsbewerber Jean-Marie Le Pen zu seinem Erfolg im ersten Durchgang der Wahlen am Sonntag gratuliert. "Das Ergebnis ist spektakulär", erklärten die flämischen Extremisten Sonntag Abend. Der Vlaams Blok betonte, dass die beiden Kandidaten der extremen Rechten zusammen genommen über 20 Prozent der Stimmen und damit mehr als Präsident Jacques Chirac erhalten hätten. Die Partei sprach von einem "politischen Phänomen in Ländern wie Österreich, Italien, Dänemark, den Niederlanden und Frankreich, wo die Wähler die Linke zurückgewiesen haben". Belgische Grüne sehen in Frankreich "Niederlage der Demokratie" - Die belgischen Grünen sehen im Erfolg des Rechtsextremisten Jean-Marie Le Pen beim ersten Durchgang der französischen Präsidentschaftswahlen eine "Niederlage der Demokratie". Dies sei das Ergebnis einer Politik, die es allen Recht machen wolle und sich dem Marketing hingebe, statt ein politisches Projekt zu verfolgen, erklärte der Generalsekretär der Ecolo-Partei, Jacques Bauduin, am Sonntagabend. Tschechiens Parlamentspräsident Klaus nennt Le-Pen-Erfolg "Wahnsinn" Der Vorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses, Vaclav Klaus, hat den Einzug des Rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen in die zweite Runde der Präsidentenwahlen in Frankreich als "wahnsinnige Information" bezeichnet. Angesichts dieser Nachricht könne er sich als Konservativer nicht über die Niederlage des sozialistischen Premierministers Lionel Jospin freuen, sagte der Vorsitzende der oppositionellen Bürgerpartei (ODS) Sonntag Abend im tschechischen Fernsehen. Der Erfolg von Le Pen sei aber auch ein Zeichen für bestimmte Fehlentwicklungen in der Europäischen Union, sagte der als "EU-Kritiker" bekannte Politiker. Schweizer Parteien über Frankreich-Wahlergebnis beunruhigt Mit Beunruhigung haben die Schweizer Freisinnigen (FDP), Christlichsozialen (CVP) und Sozialdemokraten (SP) auf den überraschenden Wahlerfolg des rechtsextremen Jean-Marie Le Pen in Frankreich reagiert. Die Schweizer Volkspartei (SVP) wollte das Wahlergebnis zunächst nicht kommentieren. Für SP-Sprecher Jean-Philippe Jeannerat zeigt Le Pens Erfolg, dass die Nationale Front nach wie vor über ein intaktes und aktives Netz verfügt. Die extreme Rechte sei aber nicht nur in Frankreich auf dem Vormarsch, gab Jeannerat zu bedenken. Auch in anderen europäischen Ländern profitierten rechte Parteien von einem "neo-konservativen, neo-nationalistischen" Wählerpotential. In der Schweiz zeige sich diese Entwicklung in der Radikalisierung der SVP. Zudem sei bei der FDP und der CVP eine Verhärtung der Positionen bemerkbar. CVP-Fraktionschef Jean-Philippe Maitre führt Le Pens Erfolg auf die vielen Protestwähler zurück. Immer mehr Stimmberechtigte wendeten sich von den großen Parteien ab. Die Niederlage der Linken sei auf die schwammige Politik der Sozialisten zurückzuführen. Auch Maitre ist der Meinung, dass der Vormarsch der Rechtsparteien kein rein französischen Phänomen ist. Schweizer Wähler würden von der SVP angesprochen wie Wähler in Frankreich von Le Pen. CVP-Sprecherin Beatrice Wertli hofft als Gegenentwicklung auf eine Stärkung der politischen Mitte. FDP-Präsident Gerold Bührer bezeichnete Le Pens Resultat als "gefährliches Signal", das auf ein enormes Frustrationspotential in der französischen Wählerschaft hinweise. Befragt zu Parallelen mit der Schweiz sagte Bührer, man müsse differenzieren können. Nur einzelne Teile der SVP seien mit Le Pens Partei vergleichbar. Die SVP lehnte einen Kommentar zum Wahlergebnis ab. "Das betrifft uns nicht", sagte Generalsekretär Gregor Rutz. "Wir kümmern uns ausschließlich um die Schweizer Politik".(APA/dpa)