Wirtschaft
HP-Compaq-Megafusion vor Gericht
Streit um Firmenerbe Hewlett klagt wegen "illegaler Absprachen"
Wilmington - Der Streit um die Megafusion des
US-High-Tech-Konzerns Hewlett-Packard (HP) mit dem Konkurrenten
Compaq beschäftigt seit Dienstag erstmals auch ein Gericht. In
Wilmington im US-Bundesstaat Delaware begann ein Verfahren um die
Klage von Walter Hewlett gegen die HP-Führung. Der Erbe des
Firmenmitbegründers Bill Hewlett lehnt den Zusammenschluss mit Compaq
ab. Er wirft in seiner Klage HP-Chefin Carly Fiorina vor, illegale
Absprachen mit dem Aktionär Deutsche Bank über die Fusion getroffen
zu haben. Hewlett und Fiorina erschienen beide zum Auftakt des
Verfahrens. Sollte Hewlett Recht bekommen, würde die Fusion mit
Compaq verzögert, wenn nicht gar gekippt. Die Aktionäre von HP hatten am 19. März über den Zusammenschluss
abgestimmt. Laut dem in der vergangenen Woche vom Management
veröffentlichten vorläufigen Ergebnis wurde das Projekt mit einem
Vorsprung von nur 45 Mill. Aktien oder 2,3 Prozentpunkten gebilligt.
Die Deutsche Bank, die den Zusammenschluss lange abgelehnt hatte, war
kurzfristig mit einem Paket von 17 Mill. Aktien in das Lager der
Befürworter gewechselt. Hewlett wirft Fiorina vor, die Deutsche Bank
unzulässig unter Druck gesetzt zu haben. Der Druck sei teilweise
mittels der Verhandlungen über Kredite ausgeübt worden. Wenige Tage
vor der Aktionärsabstimmung hatte die Deutsche Bank dem Unternehmen
geholfen, sich eine Kreditlinie über vier Mrd. Dollar (4,5 Mrd. Euro)
zu sichern.
Ungeachtet des Gerichtsverfahrens hat Fiorina angekündigt, dass sie
die Fusion bis Anfang Mai vollziehen will. Der neue Megakonzern soll
nach ihren Plänen die weltweite Nummer eins bei PCs, Servern und
Druckern werden. Fiorina will für den Kauf von Compaq nach
derzeitigem Aktienwert etwa 20 Mrd. Dollar zahlen. Hewlett
kritisiert, das schwächelnde PC-Geschäft bei Compaq berge für HP zu
große Risiken. Von den Compaq-Aktionären war die Fusion mit klarer
Mehrheit gebilligt worden. (APA/AFP)