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Foto: Archiv

Seit zwei Jahren gibt es zwischen Bad Aussee und Obertraun einen neuen Wanderweg, für den sich die richtige Bezeichnung noch nicht eingebürgert hat. Für die Eisenbahnfans ist er ein Bahn-Wanderweg, weil er zum Teil auf einer alten Trasse der Salzkammergutbahn angelegt ist, wobei man sogar den aufgelassenen, mehr als 50 m langen Mühlwehrstein-Tunnel durchquert. Für andere stellt er einen Flusswanderweg dar, weil er fast immer neben der Koppentraun verläuft, die in diesem Abschnitt besonders romantisch und idyllisch ist.

In Prospekten nennt man ihn "Weg durch die Wildnis" und spielt auf die Tatsache an, dass die Route an mehreren, im Winter sehr gefährlichen Lawinenstrichen vorbeiführt – und daher zu dieser Zeit gesperrt ist. Welchen Aspekt man auch immer bevorzugt, dieser Bahn-Fluss-Wildnis-Weg ist jedem zu empfehlen, der geruhsames Wandern direkt an einem der schönsten Gewässer Österreichs schätzt. Mit Ausnahme von zwei kürzeren Steigungen geht es stets bergab, und wenn man zum Ausgangspunkt Bahnhof Bad Aussee mit dem Zug anreist, wird man bei der romantischen Fahrt ab Obertraun gleich richtig eingestimmt.

Brüllende Höhle

Um die Strecke durchgehend begehbar zu machen, musste der Fluss mit einer Hängebrücke überspannt werden. Auf etlichen Informationstafeln erfährt der Wanderer viel Wissenswertes über Flora, Fauna und Geschichte. Und obgleich die Route immer durch ein teilweise enges Tal führt, hat man nahe der Sarsteinrast eine schöne Sicht auf die Erhebungen des Ausseerlandes, zum Dachstein und ein Stück des Gletschers.

Zwischen Mai und September kann man auch die Koppenbrüllerhöhle besuchen, die bei starker Wasserführung ihrem Namen alle Ehre macht. Friedrich Morton schrieb über das Naturwunder: "Ein Dröhnen ist um uns, ein wildes Brüllen, ein Aufheulen der im Berge zusammengepressten und Ausgang suchenden Luft; ein zorniges Rütteln und Pfauchen des Berggeistes, das der Höhle den Namen Koppenbrüller eintrug."

Die Route

Vom Bahnhof Bad Aussee geht man am linken Traunufer abwärts, quert den Fluss und steigt zum Weiler Sarstein mit der Sarsteinrast auf. Gehzeit eine Stunde. Später wandert man wieder zur Traun hinunter, wechselt auf der Hängebrücke ans linke Ufer, folgt diesem bis zur Koppenbrüllerhöhle und zur Bahnstation. Ab Sarsteinrast zwei Stunden. Nun wieder über die Traun und auf dem beschilderten Höhenweg in einer Stunde nach Obertraun.

Gesamtgehzeit 4 Stunden, Höhendifferenz bergauf 100, bergab 250 m. Sarsteinrast (Do-Fr), Gasthaus Koppenrast (Di Ruhetag), Jausenstation Koppentalweg (in der Saison). Bundesamtskarte 1:25.000 oder 1:50.000, Blatt 96 (Bad Ischl). (Der Standard, Printausgabe, Bernd Orfer)