Unternehmen
Barilla verleibt sich Kamps ein
Italienischer Pasta- Gigant blättert für deutschen Großbäcker knapp 1,9 Milliarden Euro hin
Düsseldorf - Die Bäckereikette Kamps hat am
Dienstag überraschend dem Übernahmeangebot Barillas zugestimmt. Zuvor
hatte der italienische Nudelhersteller seine Offerte an die Aktionäre
erhöht. Barilla habe sein Angebot auf 12,50 Euro von zuvor zwölf Euro
erhöht, sagte Vorstandschef Heiner Kamps auf einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Barilla-Chef, Guido Barilla, vor Beginn der
Hauptversammlung am Dienstag in Düsseldorf. Damit ergibt sich eine
Kaufsumme inklusive Schulden von rund 1,85 Mrd. Euro. Kamps wird den Aktionären auf dieser Basis empfehlen, das Angebot
anzunehmen, wie es hieß. Weiterer Kernpunkt der Übereinkunft sei die
Fortführung der Kamps AG als eigenständiges Unternehmen im
Barilla-Konzern unter der Führung des derzeitigen Managements mit
Hauptsitz in Düsseldorf.
Kamps-Investoren haben nach Angaben des Düsseldorfer Firmenchefs
bestätigt, dass sie bereit sind, das verbesserte Übernahmeangebot zu
akzeptieren. Sie stünden "voll hinter der Transaktion" und seien
bereit, Aktien zu verkaufen, sagte Kamps.
Nachdem in den vergangenen Monaten immer wieder Gerüchte über
einen Einstieg des italienischen Familienunternehmens bei Kamps
aufgekommen waren, hatte Barilla Anfang vergangener Woche seine
Übernahmepläne veröffentlicht und den Kamps-Aktionären zwölf Euro je
Aktie geboten. Kamps lehnte diese Offerte jedoch anfangs als zu
niedrig ab. Im Falle einer Übernahme würde eine Gruppe mit einem
Umsatz von mehr als vier Mrd. Euro und rund 22.000 Mitarbeitern
entstehen.
Eine Barilla-Sprecherin sagte, noch diese Woche werde das Offert
beim Bundesaufsichtsamt für Wertpapierhandel eingereicht. Stimme das
Amt zu, habe Barilla vier Wochen Zeit für die Veröffentlichung des
offiziellen Übernahmeprospekts.
Der Preis von 12,50 Euro entspricht nach den Angaben einer Prämie
von 20 Prozent über dem durchschnittlichen Aktienkurs der letzten
drei Monate vor Ankündigung des Angebots und bewertet den Konzern mit
dem 21-Fachen des operativen Ergebnisses (Ebit) im Jahr 2001.
Gleichzeitig sichere das Angebot die langfristige Zukunft von Kamps
als unabhängiges Unternehmen innerhalb der Barilla-Gruppe, hieß es.
"Beide Unternehmen passen gut zusammen", sagte Kamps. "Trotz des
Willens, zusammen zu finden, gab es bis Montag offene Punkte". Mit
dem auf 12,50 Euro verbesserten Angebot und der Entwicklung einer
gemeinsamen Strategie sei aber die Basis der Einigung gelegt worden.
"Kamps ist für Barilla am meisten wert, wenn es so bleibt wie es
ist", unterstrich Kamps. Die Marke Kamps solle erhalten und das
Unternehmen mit ihm an der Vorstandsspitze weiter an der Börse
gelistet bleiben.
Barilla-Chef Guido Barilla sagte, beide Unternehmen ergänzten sich
in ihren Produkten, Marken und Märkten. Die Position Barillas in
Europa werde durch die Übernahme von Kamps deutlich gestärkt.
Der italienische Familienkonzern erzielte nach eigenen Angaben
2001 einen Umsatz von rund 2,4 Mrd. Euro. Die Gruppe betreibt 23
Produktionsstandorte, davon acht außerhalb Italiens und beschäftigt
7.000 Mitarbeiter.
2001 hatte die im MDax gelistete Kamps in ihrem ersten Jahr ohne
Zukäufe unter anderem wegen Firmenwertabschreibungen und
Zinsaufwendungen einen kräftigen Gewinneinbruch verzeichnet. Bei
einem Nettoumsatz von 1,7 (1,5) Mrd. Euro war der Jahresüberschuss
auf 5,5 (47,3) Mill. Euro gesunken. Kamps hat europaweit rund 15.000
Beschäftigte. Über die künftige Börsennotierung von Kamps hat der
Barilla-Konzern nach den Worten seines Chairman Guido Barilla noch
nicht entschieden.
Der Kurs der Kamps-Aktie gab in der Früh um rund 1,4 Prozent auf
12,42 Euro nach.(APA/Reuters/vwd)