London - Die britische und französische Presse
kommentiert am Montag die Landtagswahl im deutschen Bundesland
Sachsen-Anhalt: Die britische Zeitung
"The Times":
"Die Wähler in Deutschlands
ärmstem Land haben Kanzler Gerhard Schröder eine verheerende Schlappe
beigebracht und Zweifel daran aufkommen lassen, dass er die
Bundestagswahl im Herbst noch gewinnen kann. Herr Schröder war
schnell dabei, die Wahl als eine lokale Angelegenheit zu beschreiben
und damit die Schuld auf den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten
Reinhard Höppner abzuschieben. Doch die Niederlage ist viel mehr als
nur eine lokale Angelegenheit. Sie lässt an der Fähigkeit des
Kanzlers zweifeln, bei der Bundestagswahl die Unterstützung der
ostdeutschen Wähler zu gewinnen."
Die britische Tagzeitung
"The Guardian":
"Die Wähler in
Ostdeutschland haben gestern Kanzler Gerhard Schröder im letzten
großen Meinungstest vor den Parlamentswahlen in diesem Jahr eine
verheerende Niederlage beschert. ... Das Resultat wird wahrscheinlich
als ein Schlag ins Gesicht seitens der Arbeitslosen, die mit einem
besseren Deal seiner Mitte-Rechtsregierung gerechnet haben, gesehen
werden ... Die Wahlen haben acht Jahre SPD-Regierung in
Sachsen-Anhalt beendet und den Weg zu einer Koalition zwischen CDU
und FDP geebnet, der in ganz Deutschland seine Auswirkungen haben
wird."
Die französische Tageszeitung
"Le Figaro":
"Die große Wut der
ostdeutschen Wähler hat sich manifestiert. Es herrscht eine Stimmung
des Wandels, auch auf Bundesebene. Dieses Resultat bringt den
deutschen Bundeskanzler in Schwierigkeiten hinsichtlich der Wahlen im
September. Natürlich haben die nationalen Themen wie Immigration und
Reformen keine wichtige Rolle gespielt. Die Wahl war dennoch ein Test
für die Wähler von Sachsen-Anhalt ... Das Modell Hamburg, das heißt
die Koalition CDU/FDP wird das Modell Magdeburg, den 1998
eingegangenen Pakt zwischen Sozialisten und Kommunisten (...)
ersetzten."
Die
"Frankfurter Allgemeine":
"Als die ersten Prognosen über den
Ausgang der Landtagswahlen bekannt wurden, hat es vielen den Atem
verschlagen. Nicht einmal in Albträumen hatte die SPD in
Sachsen-Anhalt, hatte Ministerpräsident Höppner mit einem solch
vernichtenden Ergebnis gerechnet: So hoch hatte die SPD seit fünfzig
Jahren noch nie bei Landtagswahlen verloren, die CDU noch nie so viel
zugelegt. Und die triumphale Rückkehr der FDP in den Landtag machte
die Sache vollends klar. Die Bürgerlichen brauchen die Schill-Partei
gar nicht." (APA)