Film
KIBA, Kuchelau und Karl-Marx-Hof
Die Filmreihe "Das rote Wien" zeigt Dokumentationen und Raritäten über die Zeit von 1918 bis 1934
Wien - "Das rote Wien" im Film steht ab 1. Mai vier Tage
lang auf dem Programm des Filmhauses Stöbergasse. Gezeigt werden
Filme aus der Zeit zwischen dem ersten Weltkrieg und dem Bürgerkrieg
1934. Der Schwerpunkt liegt auf kaum bekannten Dokumentar- und
Propagandafilmen der sozialdemokratischen Stadtverwaltung. Zu sehen
sind aber auch Hans-Karl Breslauers Spielfilmklassiker "Stadt ohne
Juden" und als Ergänzung die Dokumentation "Wien retour" von Ruth
Beckermann und Josef Aichholzer.Der erste sozialutopische Zukunftsfilm aus Österreich
Zu den Raritäten der Schau zählen etwa der Zweiteiler "Das
städtische Bäderwesen: Wiener Frei- und Sommerbäder" (1921-23), der
u.a. die heute nicht mehr existierenden Strombäder entlang des
Donaukanals, Kuchelau, Aspernbrücke, Gänsehäufel etc. als Form der
neuen Körperkultur im Roten Wien zeigt. Artur Bergers "Die vom 17er
Haus" (1932) ist der erste sozialutopische Zukunftsfilm aus
Österreich und zeigt u.a. den Stephansdom im Jahr 2032 umgeben von
Glas- und Stahlhochhäusern. In "Wien retour" (1980-83) wird das "rote
Wien" in den Erzählungen eines jüdischen Emigranten lebendig.
Rote Bildungszentrale
Von der "Bildungszentrale" der sozialdemokratischen Partei wurden
viele Filme für parteieigene Zwecke hergestellt, vertrieben und in
Arbeiterklubs, Bibliotheken und bei Gewerkschafts-Kongressen gezeigt.
Zu Wahlkampfzeiten wurden Kurzfilme im größeren Umfang auch in den
regulären Kinos eingesetzt. Über die parteieigene
Kinobetriebsgesellschaft KIBA versuchte man, auch Einfluss auf das
kommerzielle Kino zu nehmen und eigene Kinos und ehemalige
Theatersäle (Apollo-Kino, Scala-Kino, Tabor-Kino) in Wien zu gründen.
Architekturführung mit Volksküchen-Ausspeisung
Das Begleitprogramm der Filmschau bietet am 3. Mai (17 Uhr) eine
Führung durch den Karl-Marx-Hof an, mit anschließender Lesung aus dem
Buch "Das rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und
Kommunalpolitik 1919-1934" und einer Volksküchen-Ausspeisung im
Volksheim Heiligenstadt. Im Anschluss an die Vorführung von "Wien
retour" findet eine Podiumsdiskussion mit Historikern statt. (APA)