Wien - "Das rote Wien" im Film steht ab 1. Mai vier Tage lang auf dem Programm des Filmhauses Stöbergasse. Gezeigt werden Filme aus der Zeit zwischen dem ersten Weltkrieg und dem Bürgerkrieg 1934. Der Schwerpunkt liegt auf kaum bekannten Dokumentar- und Propagandafilmen der sozialdemokratischen Stadtverwaltung. Zu sehen sind aber auch Hans-Karl Breslauers Spielfilmklassiker "Stadt ohne Juden" und als Ergänzung die Dokumentation "Wien retour" von Ruth Beckermann und Josef Aichholzer.Der erste sozialutopische Zukunftsfilm aus Österreich Zu den Raritäten der Schau zählen etwa der Zweiteiler "Das städtische Bäderwesen: Wiener Frei- und Sommerbäder" (1921-23), der u.a. die heute nicht mehr existierenden Strombäder entlang des Donaukanals, Kuchelau, Aspernbrücke, Gänsehäufel etc. als Form der neuen Körperkultur im Roten Wien zeigt. Artur Bergers "Die vom 17er Haus" (1932) ist der erste sozialutopische Zukunftsfilm aus Österreich und zeigt u.a. den Stephansdom im Jahr 2032 umgeben von Glas- und Stahlhochhäusern. In "Wien retour" (1980-83) wird das "rote Wien" in den Erzählungen eines jüdischen Emigranten lebendig. Rote Bildungszentrale Von der "Bildungszentrale" der sozialdemokratischen Partei wurden viele Filme für parteieigene Zwecke hergestellt, vertrieben und in Arbeiterklubs, Bibliotheken und bei Gewerkschafts-Kongressen gezeigt. Zu Wahlkampfzeiten wurden Kurzfilme im größeren Umfang auch in den regulären Kinos eingesetzt. Über die parteieigene Kinobetriebsgesellschaft KIBA versuchte man, auch Einfluss auf das kommerzielle Kino zu nehmen und eigene Kinos und ehemalige Theatersäle (Apollo-Kino, Scala-Kino, Tabor-Kino) in Wien zu gründen. Architekturführung mit Volksküchen-Ausspeisung Das Begleitprogramm der Filmschau bietet am 3. Mai (17 Uhr) eine Führung durch den Karl-Marx-Hof an, mit anschließender Lesung aus dem Buch "Das rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934" und einer Volksküchen-Ausspeisung im Volksheim Heiligenstadt. Im Anschluss an die Vorführung von "Wien retour" findet eine Podiumsdiskussion mit Historikern statt. (APA)