Wien - Tourismusgewerkschafter Rudolf Kaske sehnt sich nach einer "Verschweizerung Österreichs" - zumindest, was die Behandlung von Saisonarbeitskräften betrifft. Die Schweiz sei dabei, das Saisonierkontingent ganz zu streichen und stattdessen Geld in die Qualifizierung heimischer Arbeitskräfte zu stecken. "Diesen Weg sollten wir in Österreich auch gehen", sagte Kaske in einer Pressekonferenz am Mittwoch. In der Schweiz berichteten Unternehmen von zunehmenden Problemen mit temporär ins Land geholten Arbeitskräften. Die technologische Entwicklung sei durch den Einsatz billiger, schlecht ausgebildeter Saisoniers häufig eher behindert denn gefördert worden. Dass in Österreich noch immer massiv auf Saisoniers gesetzt wird, sei unverständlich, zumal die Arbeitslosenzahlen weiter steigen. "Zur Abdeckung von Saisonspitzen meinetwegen", sagte Kaske. "Dafür genügen im Tourismus aber rund 3000 Personen, nicht mehr." "Später kommt keiner mehr" Österreichs Wirtschaft sei auch aus einem anderen Grund gut beraten, nicht länger an Saisoniers festzuhalten. Kaske: "Wenn die Länder Osteuropas wirtschaftlich aufgeholt haben, wird niemand mehr als Saisonier zu uns kommen wollen. Die Jobs müssen attraktiver werden, sonst gibt es ein Problem." Für die 150.000 Beschäftigten im österreichischen Hotel-und Gastgewerbe tritt mit 1. Mai ein neuer Kollektivvertrag in Kraft. Die niedrigsten Lohngruppen erhalten eine Erhöhung um drei Prozent, alle anderen um zwei Prozent. Die Lehrlingsentschädigung steigt um 2,2 Prozent. (stro, Der Standard, Printausgabe, 25.04.02)