Frankreich
Francois Hollande - Neuer Spitzenkandidat der Sozialisten
Nach Jospins Abgang steht der radikale Schnitt zumindest vorläufig aus
Paris - Einen radikalen Schnitt haben die in Frankreich
regierenden Sozialisten nach dem dramatischen Abschied von
Premierminister Lionel Jospin zunächst nicht gemacht: Bei der
Parlamentswahl im Juni wird Parteichef Francois Hollande den
Wahlkampf als Spitzenkandidat bestreiten - ein Mann aus dem
Fahrwasser Jospins. Der 47-jährige "Erste Sekretär" Hollande stieg
über die Verwaltungshochschule ENA zielstrebig in die Pariser
Polit-Elite auf und wurde bei der Bildung der linken
Koalitionsregierung im Juni 1997 von Jospin als sein Nachfolger an
die Parteispitze gerufen. Bei der Wiederwahl im Dezember 2000 erhielt
er 97 Prozent der Stimmen. Geboren wurde Hollande am 12. August 1954 in Rouen in der
Normandie als Sohn eines Arztes und einer Sozialarbeiterin. Schon mit
25 Jahren trat er der Sozialistischen Partei bei. Seine ersten
politischen Erfahrungen sammelte er unter dem damaligen
sozialistischen Präsidenten Francois Mitterrand als Mitarbeiter des
Präsidenten-Beraters Jacques Attali. Jospin sagte einmal über seinen
Nachfolger an der Parteispitze, er sei ein "unabhängiger Mann, der
sich durchzusetzen versteht, ein Mann mit abgerundetem Willen und
kantigen Ideen". Hollande ist mit Familienministerin Segolene Royal
liiert. Das Paar hat vier Kinder. (APA)