Streaming & TV
Spanische Via Digital erwirbt Übertragungsrechte für WM 2006
Vergleichsweise günstiger Preis könnte Pay-TV-Sender schwarze Zahlen bringen
Der spanische Pay-TV-Sender Via Digital hat für 78
Millionen Euro von der KirchSport die Übertragungsrechte für die
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland für die Ausstrahlung in
Spanien erworben. Der in Branchenkreisen als sehr niedrig eingestufte
Kaufpreis dürfte vor allem das Verhandlungsresultat aus dem seit
Monaten anschwellenden Streit zwischen Via Digital mit der Kirch
Media Gruppe und ARD und ZDF sein. Der Pay-TV-Sender der spanischen
Telefonica Gruppe sah seinen Vertrag für die anstehende WM in
Südkorea und Japan verletzt, weil in Spanien über einen analogen
Satelliten die von ARD und ZDF übertragenen WM-Spiele kostenlos
empfangen werden können.
Kirch unter Druck
ARD und ZDF hatten Kirch unter Druck gesetzt, die WM-Spiele
unverschlüsselt per Satellit ausstrahlen zu können. Insgesamt haben
die beiden öffentlich-rechtlichen deutschen Fernsehsender in diesem
Jahr rund 250 Millionen Euro auf den Tisch gelegt, um sich die
Deutschland-Übertragungsrechte an der diesjährigen WM sichern zu
können.
Für die WM in Südkorea und Japan hatte Via Digital dem
Kirch-Konzern allerdings bereits vorher 162 Millionen Euro bezahlen
müssen. Die Spanier sahen ihre Exklusivrechte durch die
unverschlüsselte Satellitenübertragung der deutschen Sender
beeinträchtigt und forderten entweder einen Rabatt oder eine
Verschlüsselung der deutschen Ausstrahlungen. Branchenkenner gehen
davon aus, dass die KirchSport, die Sportrechtetochter der
KirchMedia, Via Digital nun einen relativ niedrigen Kaufpreis für die
WM 2006 angeboten hat, um einen möglichen Rechtsstreit aus dem Wege
zu gehen.
"Gutes" Geschäft
Mit diesem von Via Digital als "gut" bezeichnetem Geschäft könnte
der verlustreiche Pay-TV-Sender in seiner fünfjährigen Existenz
endlich einmal schwarze Zahlen schreiben. Bisher machte das
Unternehmen rund eine Milliarde Euro Schulden. Im vergangenen Jahr
verzeichnete der Sender, der in Spanien rund 800.000 Kunden zählt,
sogar einen Nettoverlust von 339 Millionen Euro - 32 Prozent mehr als
2000.
Allerdings scheiterten kürzlich Verhandlungen mit dem Spanischen
Nationalfernsehen TVE über den Weiterverkauf der erstandenen
WM-Übertragungsrechte für 2002. Damit wird das spanische
Staatsfernsehen zum ersten Mal in der Geschichte nicht die
Fußball-Weltmeisterschaft übertragen. Javier Gonzalez Ferrari,
Generaldirektor von TVE, gab keine genauen Verhandlungssummen an,
lehnte das Angebot von Via Digital auf Grund von
Budgeteinsparungsmaßnahmen bei TVE allerdings als zu teuer ab. Nun
muss Via Digital einen neuen Käufer finden, da dass spanische
Fernsehrecht die öffentliche Ausstrahlung der Spiele der spanischen
Nationalmannschaft, des Eröffnungs- sowie des Endspiels vorsieht. (APA)