Rom - Ein Starjournalist des staatlichen italienischen Fernsehens RAI, Michele Santoro, sorgt für einen Eklat mit einer neuerlichen Attacke gegen Ministerpräsident Silvio Berlusconi. "Der italienische Ministerpräsident kann gefährlicher als (Jörg) Haider sein (...) Berlusconi ist ein neues Phänomen der europäischen Politik, das mit der selben Aufmerksamkeit studiert werden muss, die man Haider widmet", betonte Santoro nach Angaben der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Dienstagsausgabe). Haider sei weniger gefährlich als Berlusconi, weil er keine TV-Gesellschaft besitze. Die Verquickung zwischen Medien und Politik sei noch nicht wirklich überprüft worden. Santoro warnte vor den Folgen für Europa, wenn Berlusconi nach der Pleite der Kirch-Gruppe auch in das deutsche TV-System eingreifen würde. Berlusconi hatte vergangene Woche die Entlassung Santoros wegen seiner scharfen Attacken gegen die Mitte-Rechts-Regierung gefordert und somit eine heftige Polemik ausgelöst. Der Journalist, der wegen seiner politischen TV-Shows bekannt ist, erhielt mittlerweile Tausende von Solidaritätserklärungen aus ganz Italien. Nachdem sich Berlusconi für die sofortige Entlassung von Santoro und ebenfalls des Doyens der italienischen Journalisten, Enzo Biagi, wegen ihrer regierungskritischen Programmen ausgesprochen hatte, warnte die italienische Linke vor den "schwarzen Listen" des Ministerpräsidenten. "Berlusconis einschüchternde Worte sind skandalös. Seine vulgäre Arroganz ist eines Regierungschefs unwürdig. Berlusconis Worte beweisen die gravierenden Gefahren, denen der Pluralismus und die Informationsfreiheit in Italien ausgeliefert sind", sagte der Parteichef der Italienischen Linksdemokraten (DS, stärkste Oppositionspartei), Piero Fassino. "Die Worte Berlusconis müssten von einem Gericht überprüft werden. Berlusconi ist ein Feigling, weil er Personen einschüchtert, die schwächer als er sind und sich gegen seine Attacken nicht wehren können", sagte der Journalist Santoro, der während seiner Polit-Shows den Ministerpräsidenten wiederholt attackiert hatte. (APA)