Eisenstadt/Linz - Der Idee, nicht SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer als alleinigen Spitzenkandidaten der Partei in die Wahlauseinandersetzung ziehen zu lassen, kann auch Burgenlands SP-Landeshauptmann Hans Niessl einiges abgewinnen. Die Chefin der Salzburger SPÖ, Gabi Burgstaller, hat am Montag in einem STANDARD-Interview eine Teamkandidatur bei der kommenden Nationalratswahl vorgeschlagen. "Ich halte das für eine sehr gute Idee", nur sei der Zeitpunkt, sie ernsthaft in Erwägung zu ziehen oder gar mit Namen zu versehen, weit verfrüht, meint Niessl. Am Parteitag im November könne, solle und müsse aber darüber geredet werden.

Dabei werde er vor allem darauf drängen, das Team der SPÖ für die Nationalratswahlen auch unter regionalen Aspekten zu formieren. "Ich gehe davon aus, dass in diesem Team ein Burgenländer oder eine Burgenländerin steht. Wir haben sehr gute Regierungsmitglieder und Abgeordnete." Und immerhin sei es die burgenländische SPÖ gewesen, die bei der Landtagswahl 2000 "die Trendwende" geschafft habe. "Bis dahin hat man geglaubt: Wenn grün gewinnt, verliert rot und umgekehrt. Wir haben gezeigt, dass es auch anders geht, erstmals eine Mehrheit jenseits von Schwarz-Blau erreicht."

Was die Performance der Bundespartei betrifft, verweist Hans Niessl, auf "unser burgenländisches Motto". Das lautet: "Gut ist, wer besser wird. Und die SPÖ ist besser geworden."

Haider gegen Teamkandidatur

Ganz anders sieht es Oberösterreichs SP-Chef Erich Haider: Er hält Burgstallers Vorstoß für eine Teamkandidatur für "unzutreffend, falsch und völlig unrichtig". Haider: "Gusenbauer ist ein hervorragender Spitzenkandidat, der meine Unterstützung hat." Es gehe auch nicht um "ein äußeres Erscheinungsbild, sondern um Inhalte", meint der Landeshauptmannstellvertreter.

"Ich verstehe auch den Zeitpunkt nicht", meint Haider zu Burgstaller. Gusenbauer habe Ecken und Kanten, "das muss ein Spitzenkandidat haben". Die "Generallinie", mit der sich Gusenbauer positioniere, sei richtig: zukunftsorientiert.

Haider teilt allerdings die eine Kritik am Parteivorsitzenden, wie sie in der SPÖ zuletzt öfter geäußert wurde: Gusenbauers Vorstoß für ein ausgewogenes Budget und eine Festschreibung dessen in der Verfassung, sei "verunglückt". Auch, weil dieser Vorschlag ausgerechnet in der Eintragungsfrist für das Sozialstaat-Volksbegehren kam. Haider: "Das ist wirklich fehlgeschlagen. Ein Fehler kann aber passieren." Vielleicht, so meint Erich Haider, wäre der Vorschlag auch nicht ganz ernst gemeint gewesen. Prinzipiell funktioniere die Abstimmung der Bundespartei mit den Landesorganisationen aber ganz gut: "Die Themen werden besprochen und von uns mitgetragen." (völ, wei, DER STANDARD, Printausgabe, 24.4.2002)