International
Scharping: "NATO-Erweiterung eher größer als kleiner"
Deutscher Verteidigungsminister traf Rumsfeld in Washington
Washington - Der deutsche Verteidigungsminister Rudolf
Scharping hat bei seinem Treffen mit seinem amerikanischen Kollegen
Donald Rumsfeld betont, "dass die NATO-Erweiterung eher größer als
kleiner ausfallen wird". Darin stimme er mit Rumsfeld überein, sagte
Scharping am Dienstagabend in Washington. Um welche Staaten es sich
handeln werde, wolle man derzeit noch nicht sagen; es könnten sechs
bis neun sein. Einig sei man sich auch, dass das Bündnis seine
politischen Entscheidungsverfahren verbessern müsse. Was den internationalen Terrorismus angehe, so sei man gemeinsam
der Auffassung, dass dies "ein langer Kampf an vielen Orten und auf
vielen Ebenen" sein werde, sagte Scharping. Erörtert worden sei zudem
die Zusammenarbeit in Afghanistan, wo die USA den Aufbau der
Streitkräfte und Deutschland den Aufbau der Polizei unterstütze.
Mit Blick auf den Irak sprach Scharping von einem sehr ernsten
Problem. Die Regierung in Bagdad habe gezeigt, dass sie den Willen
habe, Massenvernichtungswaffen einzusetzen. Der Minister wiederholte,
die USA hätten weder politische noch militärische Entscheidungen in
Bezug auf den Irak getroffen. Umso wichtiger sei es jetzt, möglichst
schnell wieder UNO-Inspektoren in das Land schicken zu können. Im
ARD-Morgenmagazin plädierte er dafür, auf politischem Wege zu
versuchen, UNO-Kontrolleuren Zugang zum Irak zu verschaffen.
Scharpings Treffen mit Rumsfeld war der Auftakt fünftägiger
politischer Gespräche in Washington und New York. Zu seinen weiteren
Gesprächspartnern gehören Verteidigungsminister Colin Powell und
UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Außerdem will der Minister das
US-Hauptquartier für den Afghanistan- und Antiterroreinsatz in Tampa
im US-Staat Florida besuchen.
Offen blieb die Frage, ob die deutsche Marine die Führung des
internationalen Flottenverbandes am Horn von Afrika übernimmt.
Derzeit operieren vor der somalischen Ostküste fünf deutsche
Schnellboote, drei Fregatten, zwei Tender, ein Tanker, ein Versorger
sowie drei Seefernaufklärer im Rahmen der Antiterror-Operation
"Enduring Freedom". Die Schnellboote sollen im Mai abgezogen werden,
weil sie für diese Aufgaben nicht mehr benötigt werden. Das größte
Schiff der deutschen Marine, der rund 130 Millionen Euro teure
Einsatzgruppenversorger "Berlin", ist von Wilhelmshaven zu seinem
ersten Einsatz ausgelaufen. Ziel ist der deutsche Flottenverband vor
Ostafrika. (APA/AP)