Wien - Wenn am Dienstag die Angebote für die Abfangjäger abgegeben sind, geht es zur letzten Bewertungsrunde: Bis Mitte Mai werden letzte Fragen abgeklärt und es wird heftig gerechnet - 247 Soll- und 310 Muss-Kriterien sind bei den Angeboten abzuklären und gegen den Kaufpreis abzuwägen. Ergibt rund 25.000 Rechenoperationen, sagt Brigadier Erich Wolf, der Chef der Luftabteilung im Verteidigungministerium.

Rudolf Fussi rechnet anders. Seine Rechnung besagt, dass sich Österreich all das ersparen könnte: "Es gibt schon jetzt zu viele Flieger in Europa," lautet eine seiner Botschaften. Wenn man eine richtige Luftverteidigung machen wolle (was weder von ihm noch vom Bundesheer angestrebt wird), dann müsse man mindestens 70 Flieger kaufen: "Schauen Sie, wenn Sie sich die Fingernägel lackieren, dann lackieren Sie auch alle - oder gar keinen. Da lassen wir es also besser bleiben."

Damit könnte sich die Republik nicht nur den Kaufpreis von knapp zwei Milliarden Euro sparen, sondern auch "Provisionen an die Parteien von zwei Milliarden" - eine Behauptung, die Fussi in Schilling rechnet, aber nicht weiter belegt. Dafür hat der 23-jährige in die Tasche gegriffen, 200.000 (wieder Schilling, das sind 14.534 Euro) locker gemacht und sein Volksbegehren gegen Abfangjäger aufgelegt.

15.500 von Gemeinden beglaubigte Unterschriften sind inzwischen in seiner 55-Quadratmeter-Wohnung eingelangt. Womöglich sollen es bis Monatsende 16.600 sein; so viele hatte das Anti-Temelín-Volksbegehren, das mit der gesamten Organisationsarbeit der FPÖ eingeleitet worden war. Besonders stolz ist Fussi darauf, dass er in Fohnsdorf, wo er selber herstammt und wo der Abfangjäger-Standort Zeltweg in unmittelbarer Nachbarschaft ist, 27 Prozent der Wahlberechtigten als Unterstützer hat.

Jedenfalls will Fussi noch im April die Unterschriften beim Innenministerium einreichen und sein Volksbegehren offiziell einleiten.

Die allgemeine Eintragungsfrist wäre dann im September. Doch bis dahin wäre das Geschäft längst entschieden, wenn es nach den Plänen im Ministerium geht. Dort rechnet man mit der Indienststellung der ersten Flugzeuge im Sommer 2005. Schon in einem Jahr könnte es aber einige Leihflugzeuge geben. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 25. 4.2002)