Die Gründe für die steigende Anzahl von Herzinfarkten sind vielfältig. Aber unmittelbare Ursache ist der plötzliche Verschluss eines Herzkranzgefäßes durch einen Blutpfropfen. Allerdings muss sich das Gefäß schon zuvor längere Zeit durch Arteriosklerose ("Arterienverkalkung") verengt haben. Durch die Verstopfung der Arterie werden gewisse Teile des Herzens nicht mehr mit Blut und Sauerstoff versorgt und sterben ab, wenn das Gefäß nicht innerhalb weniger Stunden wieder geöffnet werden kann. Die sofortige Behandlung eines Herzinfarkts innerhalb der nächsten Stunden entscheidet also über Leben und Tod.Nun wurde die kardiologische Versorgung in Wien verbessert. In der Bundeshauptstadt erleiden durchschnittlich zwei Patienten pro Tag einen Herzinfarkt. Bisher war es üblich, die betroffenen Personen im Anschluss einer Herzüberwachungsstation zu-und als erste Therapiemaßnahme eine Lysetherapie (Auflösen des verstopfenden Blutgerinnsels mittels Medikation) durchzuführen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass bei bestimmten Herzinfarkten die so genannte Ballondiladation (PTCA) bessere Ergebnisse für den Patienten bringt. Komplizierter Eingriff Bei diesem Eingriff wird die Engstelle des betroffenen Herzkranzgefäßes durch Einbringen eines Katheters mittels Ballon aufgedehnt. Dazu benötigt man ein so genanntes Katheter-Labor (Röntgenanlage mit Herzkatheter) und entsprechend geschultes und erfahrenes Personal. Da es sich bei dieser Untersuchungsmethode um einen hochspezialisierten Eingriff handelt, der mit einigen Kosten im Sach-und Personalbereich verbunden ist, wurde er in den Schwerpunktspitälern des Krankenanstaltenverbandes bisher nur tagsüber angeboten. Am häufigsten treten Herzinfarkte jedoch in den frühen Morgenstunden auf. Auf Initiative von Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann wurde ein Arbeitskreis für Kardiologie eingerichtet, der die entsprechenden Voraussetzungen für eine Versorgung außerhalb der Tagesdienstzeiten definieren sollte. "Um die lückenlose Versorgung rund um die Uhr zu gewährleisten, wird ab Mai neben dem AKH ein zweiter Standort installiert", sagt Ludwig Kaspar, Direktor der Spitäler des Krankenanstaltenverbandes. Dieser Standort wird alternierend im SMZ-Ost Donauspital, der Krankenanstalt Rudolfstiftung, dem Krankenhaus Lainz und dem Wilhelminenspital angeboten werden. Auch die Wiener Rettung hat man in das Projekt eingebunden, um den reibungslosen Transport der Patienten an ein entsprechendes Katheter-Labor sicherstellen zu können. In Anbetracht der Tatsache, dass die Wohlstandserkrankungen generell im Steigen begriffen sind, eine sinnvolle und zukunftsweisende Maßnahme. (kredo) (DER STANDARD, Printausgabe, 25.4.2002)