Vancouver/Wien - Das Hubble-Teleskop hat im Sternbild des Skorpions den ältesten Weißen Zwerg, Reste eines ausgebrannten Sterns, aufgespürt und hilft damit die alte Frage nach dem Alter des Universums klären: Aus dem Restleuchten kommen Forscher der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, auf 13 bis 14 Milliarden Jahre, ein Resultat, das demnächst in den Astrophysical Journal Letters nachzulesen sein soll und Annahmen, basierend auf der Ausbreitungsrate des Universums, bestätigt.Grundlage der angewandten Datierungsmethode ist die Prämisse, dass kein Objekt im Universum älter ist als das Universum selbst. Die Grundschwierigkeit dabei: Je älter die Funde, desto schwerer sind sie nachzuweisen. Die Forscher vergleichen das mit den Resten eines Kohlenfeuers: Je mehr Zeit verstreicht, desto kühler die Asche. "Man sucht voneinander unabhängige Prozesse, Sterne oder Kugelhaufen von Sternen etwa", erläutert Werner Weiss, Astronom an der Uni Wien, die Bemühungen verschiedener Forschergruppen zur Altersbestimmung. Harvey Richer und seinem Team ist es mit Hubble, dem Weltraumteleskop der Nasa, nun gelungen, im erdnächsten Kugelhaufen ("M4") in 7000 Lichtjahren Entfernung einen Stern der 30. Größenklasse zu beobachten. Die nullte Klasse entspricht dem hellsten Stern am Sommerhimmel - der gefundene Weiße Zwerg glimmt also nur ein Tausendstel von einem Milliardstel Mal so stark. "Ein extrem schwacher Stern, wie er noch nie beobachtet werden konnte", kommentiert Weiss. "Die Kollegen hatten das Glück, dass sie fast acht Tage lang beobachten konnten." Der Weiße Zwerg ist nach diesen Messungen zwölf bis 13 Milliarden Jahre alt. Aus früheren Hubble-Beobachtungen nimmt man an, dass die ersten Sterne rund eine Milliarde Jahre nach dem Urknall entstanden sein dürften. Daher summiert sich das Alter des Universums auf 13 bis 14 Milliarden Jahre. Mindestens. Denn es könnten eines Tages mit noch besseren Beobachtungsinstrumenten noch ältere Objekte entdeckt werden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 4. 2002)