Etat
Anti-Terror-Kampf ohne negative Folgen für Pressefreiheit
Studie: Keine generelle Einschränkung, aber dennoch Kritik an einzelnen Staaten
Der "War against Terror" hat einer US-Studie
zufolge keine negativen Auswirkungen auf die Pressefreiheit gehabt.
Anders als zunächst befürchtet, habe der von den USA angeführte Kampf
generell nicht zu Einschränkungen für die Medien geführt, heißt es in
einer nun in Washington veröffentlichten Untersuchung der privaten
US-Organisation Freedom House. So sei die Berichterstattung über den Krieg in Afghanistan
insgesamt "relativ offen" und "robust" gewesen, konstatiert Freedom
House. Studienleiter Leonard R. Sussman ist der Ansicht, dass in
"Kriegszeiten gewisse Restriktionen der Presse unvermeidbar" seien.
Die US-Journalisten müssten eine neue Balance zwischen dem
Verständnis einer offenen Demokratie und der Tatsache, dass
Informationen als "Waffen gegen uns" verwendet werden können, finden,
zitiert er Louis D. Boccardi, den Präsidenten der Nachrichtenagentur
Associated Press.
IPI sieht rauhes Klima für die Presse
Deutlichere Kritik übte indes bereits vor einigen Monaten das in
Wien ansässige International Press Institute (IPI): Dort sieht man im
Zuge des 11. Septembers durchaus ein raueres Klima für die Presse in
den USA. Für andere Staaten, auch in Westeuropa, habe der "Krieg
gegen den Terror" im Vorjahr ebenfalls einen Anlass für Versuche, den
Aktionsradius von Medien einzuengen, geboten, stellt der "World Press
Freedom Review 2001" fest.
Einige Staaten werden wegen ihrer Medienpolitik kritisiert
Auch Freedom House kritisiert einige Staaten wegen ihrer
Medienpolitik nach den Terroranschlägen vom 11. September kritisiert:
Dazu zählten auch die USA, wo Informationen "zurückgehalten" werden
können, wenn diese institutionellen, kommerziellen oder privaten
Interessen schaden könnten.
Auch Jordanien wird kritisiert, weil dort Journalisten bei
"Spaltung der nationalen Einheit" oder "Zerstörung des Ansehens des
Staates" mit Gefängnis bestraft werden. Kritisch beäugt werden auch
Frankreich und Saudiarabien. In der Studie werden von insgesamt 186
Ländern 75 Staaten in Bezug auf ihre Medienpolitik als "frei"
eingestuft; 50 Staaten gelten als "teilweise frei", 61 als "unfrei".
Die Untersuchung ist dem US-Reporter Daniel Pearl gewidmet, der im
Januar in Pakistan von Extremisten entführt und später grausam
ermordet wurde. (APA/AFP)