Wirtschaft
Gewinnsteigerung für Siemens
Netzwerksparte tiefer in Verlustzone - Weitere 6.500 Stellen werden abgebaut
Erfurt/München - Der Siemens-Konzern hat seinen
Gewinn im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres stärker als
von Analysten erwartet gesteigert. Das Ergebnis nach Steuern
kletterte verglichen mit dem Vorjahr von 578 Mill. Euro auf rund 1,3
Mrd. Euro, teilte die Siemens AG (Berlin/München) am Donnerstag in
Erfurt mit. Der Verkauf von Infineon-Anteilen steuerte dazu per Saldo
561 Mill. Euro bei. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen stagnierte
bei 919 Mill. Euro.
Netzwerksparte tiefer in Verlustzone
Das angeschlagene Netzwerkgeschäft des Siemens-Konzerns ist
angesichts der andauernden Nachfrageschwäche der Telekombetreiber im
zweiten Quartal tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Operativ
verbuchte die Sparte Information and Communication Networks (ICN)
einen Verlust von 158 Mill. Euro nach minus 124 Mill. Euro im
Vorquartal, teilte Siemens am Donnerstag mit.
Restrukturierungskosten und die Argentinienkrise belasteten das
Ergebnis mit 91 Millionen Euro. Siemens kündigte den Abbau weiterer
6.500 Stellen bei ICN an. Bisher sollte die Streichung von 10.000
Stellen und Einsparungen von 2,2 Mrd. Euro die Sparte wieder in die
schwarzen Zahlen führen. Von den 13 Arbeitsgebieten des Siemens-Konzern schrieb neben ICN
nur noch die Sparte Industriedienstleistungen operativ Verluste. Neun
Bereiche wiesen Ergebnisverbesserungen aus.
Keine konkrete Prognose fürs Geschäftsjahr
Nach einer Gewinnsteigerung im zweiten Quartal gibt der
Siemens-Konzern weiterhin keine konkrete Prognose für das laufende
Geschäftsjahr ab. Auf Grund der gesamtwirtschaftlichen Lage sei eine
Vorhersage für 2001/02 (30. September) kaum möglich, sagte
Konzern-Chef Heinrich von Pierer am Donnerstag in Erfurt. Siemens
wolle aber seine Produktivitäts- und Restrukturierungsprogramm weiter
vorantreiben. Wegen des Wegfalls von Sonderbelastungen will der
Elektrokonzern nach Angaben eines Sprechers aber den Gewinn im Gesamtjahr in jedem Fall weiterhin deutlich steigern.
Siemens hat im abgelaufenen Quartal mehr Mobiltelefone verkauft
als im Vorjahreszeitraum. Der Handy-Absatz sei im zweiten Quartal des
Geschäftsjahres 2001/2002 auf 8,3 Mill. Euro von 6,9 Mill. Euro im
Vorjahresquartal gestiegen, teilte Siemens am Donnerstag mit. Durch
Kostensenkungsmaßnahmen habe das Handygeschäft einen operativen
Gewinn von 13 Millionen Euro erzielt.
Der Konzern will in den nächsten Wochen seine im November 2002
auslaufende Kreditlinie verlängern und um eine Milliarde Dollar auf
drei Milliarden Dollar erhöhen. Dabei handle es sich um eine reine
Formalität, betonte ein Sprecher. Die Aktien von Siemens sind am Donnerstag mit deutlichen
Kursaufschlägen in den Handel gestartet. Die Papiere stiegen um knapp
vier Prozent auf 66 Euro, während der Dax leicht verlor. (APA)