Unternehmen
Volksbanken wollen Prager Zivnobanka
Heuer soll Ostbankennetz um zwei Länder erweitert werden
Wien/Budapest - Ihr Osteuropa-Bankennetz will die
Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) bis Ende 2002 von derzeit
sieben auf neun Länder ausdehnen. Das kündigte Christian
Kaltenbrunner, Chef der ÖVAG-Ostholding, an. Aktuell
interessiert sich die ÖVAG für die tschechische Zivnostenska Banka
("Zivnobanka"). In Jugoslawien blicke sich die ÖVAG zur Zeit nach
einem Übernahmekandidaten in Belgrad um, wobei hier für die erste
Zeit die Osteuropabank (EBRD) mit an Bord genommen würde. In Polen
stockt die deutsche ÖVAG-Sperrminoritätsaktionärin DZ Bank gerade
ihre Mehrheit an der polnischen AmerBank auf 90 Prozent auf, dabei
wird die ÖVAG als künftiger maßgeblicher Mitaktionär bei der AmerBank
eintreten. In einem "sehr frühen Stadium" seien Bemühungen in
Bulgarien.Fünf Prozent Marktanteil
In ihren Netzwerkbanken in Zentral/Osteuropa beschäftigt die
österreichische Volksbankengruppe zur Zeit knapp 2.000 Mitarbeiter.
Bei einem Zehntel der Bilanzsumme der ÖVAG brächten sie bereits ein
Drittel des Ertrags. Schwerpunkt seien die Mittelstands-, Gemeinde-,
und Immobilienfinanzierungen und das Geschäft mit Privatkunden. Ziel
sei es, in jedem Land, in dem man präsent sei, einen Marktanteil von
5 Prozent zu erlangen, sagte Kaltenbrunner am Donnerstag anlässlich
einer Veranstaltung mit der EBRD in Budapest. Bisher sei dies in
Bosnien und der Slowakei schon der Fall. Überall sonst solle dies mit
organischem Wachstum oder über Akquisitionen passieren.
Preisduell um "Zivnostenska" erwartet
In Tschechien, wo die ÖVAG seit Jahren eigene Niederlassungen
betreibt, will sich die Gruppe aktuell mit der "Zivnostenska"
verstärken. Wie berichtet muss sich die krisengeschüttelte
Bankgesellschaft Berlin (BGB) dort von ihrer 85-prozentigen Mehrheit
trennen, um Geld in die Kassen zu bringen. Mit der Käufersuche hat
die BGB Salomon Smith Barney beauftragt. Kaltenbrunner erwartet das
Informationsmemorandum noch in dieser bzw. nächsten Woche. Dann geht
es an die Due Diligence. Um diese zur Zeit einzige auf dem Markt
befindliche Bank in Tschechien - sie hat nur 2 Prozent Marktanteil,
aber einen guten Namen und ein "sauberes" Kreditportfolio - erwartet
die Bieter allerdings ein Preisduell, das sich auch nach Schätzung
von Kaltenbrunner vor allem zwischen den Italienern (UniCredito,
Intesa) entfachen könnte. In Prager Finanzkreisen werden schon Preise
um 200 Mill. Euro genannt. Der Interessentenkreis für die Zivnobanka
ist schon vor der Einleitung des Bieterverfahrens beachtlich, aus
Österreich liebäugelt auch die Bank Austria.
"Wir wollen in Tschechien stärker Fuß fassen", betonte
Kaltenbrunner. "Aber nicht um jeden Preis". Den tschechischen
Bankmarkt kennt der Banker auch aus einer früheren Funktion:
Kaltenbrunner war erst im Herbst 2001 als neuer Leiter des Bereichs
Ausland zur Volksbanken AG gestoßen. Zuvor war er General Manager der
Bank Austria in London und davor im Vorstand der Bank Austria
Tschechien (jetzt HVB Czech Republic).
Bankkauf in Belgrad mit EBRD geprüft
In Belgrad prüft die ÖVAG gemeinsam mit der EBRD den
Mehrheitseinstieg bei einem örtlichen Bankinstitut, wobei sich die
EBRD befristet mit einem Minderheitsanteil beteiligen könnte. Serbien
werde ein "ganz wichtiger Markt", glaubt Kaltenbrunner. Sollte dort -
möglicheweise noch heuer - der operative Einstieg erfolgen, wären
auch wieder "Schwesterbanken" aus dem europäischen
Genossenschaftsbereich mit von der Partie, vor allem die italienische
Volksbankengruppe.
In Budapest trifft Kaltenbrunner heute, Donnerstag, mit
EBRD-Präsident Jean Lemierre zusammen. Dabei werden erste ungarische
Projekte von KMU-Kreditfinanzierungen aus einer im Dezember
unterzeichneten EBRD-Linie begutachtet. In den nächsten Wochen steht
für Rumänien ein ähnliches Abkommen an. (APA)