Technik
Elektronischer Museumsguide folgt der Blickrichtung
Anschauen genügt - und schon spult das System die vorhandenen Informationen zum Exponat ab
Wien - Mit einem neuen Informationssystem wollen
Wissenschafter des Instituts für Industrielle Elektronik und Materialwissenschaften der Technischen Universität (TU) Wien
Museumsbesuchern einen ebenso unbeschwerten wie informativen Rundgang
bescheren. Der Vorteil an der Sache: Ein Blick auf ein bestimmtes
Kunstwerk genügt und schon spult das System via Kopfhörer die
vorhandenen Informationen zum Exponat ab. Der Besucher kann sich
dabei völlig frei bewegen. Die Feuertaufe hat das System bereits im
Kunstmuseum Bonn bestanden. Das Zeitalter unpraktischer Kassettenrekorder könnte damit
endgültig vorbei sein. Im Rahmen des EU-Projektes "LISTEN" haben die
TU-Forscher um Alois Goiser ein Trackingsystem zur
Positionsbestimmung entwickelt, das Konkurrenzprodukte in den
Schatten stellen soll. "Herkömmliche Systeme haben erst dann
reagiert, wenn der Museumsbesucher direkt vor einem Exponat gestanden
ist", so die Forscher.
Bei der Wiener Lösung reicht jedoch ein Blick auf ein Objekt. Das
Trackingsystem selbst ist klein genug, dass es auf dem Kopfhörer
Platz findet. Es besteht aus einem Sendemodul, Antennen und einem
Auswertemodul. Die ausgesandten Signale werden von mehreren Antennen
im Kunstwerk empfangen, eine Auswerteeinheit errechnet aus
Laufzeitunterschieden der Signale genau Blickrichtung und Position
des Kopfhörerträgers. Der Text stammt dann von einem so genannten
Soundserver.
Die Anwendungsmöglichkeiten sind nach Ansicht der Wissenschafter
vielfältig. Neben dem Audio-Guide als Ausstellungs- und Museumsführer
wäre auch ein Einsatz beim Arbeitnehmerschutz denkbar, auch für
Tierfilmer könnten sich neue Möglichkeiten eröffnen. So könnten
Scharfeinstellungen von Video- oder Fernsehaufnahmen auf ein
bestimmtes Tier automatischer erfolgen, ohne dass jemand
nachjustieren müsste. Für Sportanalysen könnte mit dem System die
Positionen einzelner Spieler einer Mannschaft während eines Spiels
aufgezeichnet werden und stünde dann etwa dem Trainer zur Verfügung. (APA)