Mit Hilfe der Göttinnen und Götter und auf ihren Verstand zählend kämpft Dona Ivete für eine bessere Zukunft am Morro do Salgueiro, einem Armenviertel (Favela) im Herzen von Rio de Janeiro. Aber nicht nur sie, auch viele andere BewohnerInnen setzen sich mit Mut und Bewusstsein gegen Ausgrenzung, Rassismus und Armut ein. "Ihre gemeinsame Waffe ist die afro-brasilianische Kultur."Der Dokumentarfilm "Die Königinnen vom Salgueiro" ist "in Zusammenarbeit mit den 'Dokumentierten' passiert" ... an einem Ort, der sonst keine BesucherInnen zulässt, wo sich die Menschen vor Fremden und Staat schützen. Gewalt, Drogenhandel und Prostitution sind die gängigen Assoziationen zu Favela. Diese Dokumentation will eine Momentaufnahme des Favela-Alltags hinaustragen, sie zeigt die "ganz normalen" Menschen, die Kinder, die Frauen, die Familien. Anhand des konkreten Ausbildungsprojektes "Nika Jaina - Ausbildung zur Afro-Friseuse" werden Kultur, Religion und der soziale Zusammenhalt, der das Überleben im Kontext des allgegenwärtigen Rassismus ermöglicht, veranschaulicht. Ohne zu romantisieren oder mit Bildern von Armut zu schockieren, gibt der Film einen Einblick in den Favelaalltag. Und dazu gehören Karneval, Prozessionen und afro-brasilianischen Kulthandlungen ebenso wie Diskussionen, Arbeit und Familienleben. Hintergründe Der historisch argumentierende und sozialkritische Kommentar von Janúario Garcia, Direktor des Zentrums José Bonifacio, des einzigen Museums für afro-brasilianische Kultur im Staate Rio de Janeiro, stellt einen gesamtgesellschaftlichen Bezug innerhalb des sozialen Gefüges Brasiliens her und zeigt die Hintergründe von Armut und Arbeitslosigkeit auf. Die brasilianische Sängerin und Komponistin Célia Mara hat für "die Königinnen vom Salgueiro haben relative Bürgerrechte" emotional intensive und inhaltlich brisante Kompositionen geschaffen. Ihre Lieder führen uns auf einer eigenen Ebene durch den Film, erübrigen Kommentartexte, poetisieren und abstrahieren die brasilianische Realität. Es entsteht somit ein vielschichtiger, emotional und intellektuell erlebbarer Einblick in die Hoffnungen, Wünsche und den gelebten Alltag der schwarzen Bevölkerung Brasiliens. "Die Kultur ist alles - sie formt die Lebenseinstellung, die Haltung, die Ästhetik ... das Selbstbild des Menschen" (Dona Ivete) Der Film setzt sich mit der Bedeutung kultureller Werte im Alltag auseinander. Afro-brasilianische kulturelle Werte im Kontext einer dominanten, europäisierten Kultur bewusst leben und erleben und sie als Weg zur Befreiung, als Lösungsansatz für die Bewältigung von sozialen Missständen zu nützen, das ist die Botschaft von Dona Ivete - und gleichzeitig unsere inhaltliche Vorgabe. "Anhand des von Dona Ivete eigeninitierten Ausbildungsprojektes "Nika Jaina" können wir im Detail die Bedeutung kultureller Werte, im speziellen afro-brasilianischer Traditionen im Kampf gegen den allgegenwärtigen Rassismus und seine Ausschließungspraxen aufzeigen und die aktuelle Situation des brasilianischen Arbeitsmarktes und ihre historischen Hintergründe analysieren", so Silvia Santangelo Jura. Der Film zeige, dass die kulturelle Arbeit Perspektiven ermöglicht, um aus der Spirale von Analphabetismus, Armut, Gewalt und Drogenhandel zu entkommen. (red)