Wirtschaft
Argentinische Banken öffnen nach Zwangspause am Montag
Neuer Wirtschaftsminister angelobt - Keine Bindung des Peso an den Dollar - Duhalde verhindert offenbar Neuwahlen
Buenos Aires/Wien - Nach einer einwöchigen Zwangspause
werden die argentinischen Banken am Montag wieder öffnen. Dies
kündigte der neue Wirtschaftsminister Roberto Lavagna am Sonntag an.
Er war am Samstag angelobt worden. In einem Gespräch mit der
argentinischen Tageszeitung "La Nacion" (Sonntagsausgabe) erteilte
Lavagna auch Spekulationen ein Absage, er wolle den Peso erneut an
den US-Dollar binden. Das von Präsident Eduardo Duhalde im Jänner
eingeführte Wechselkursregime werde trotz des dramatischen Verfalls
des Peso nicht geändert. Mit der Ernennung von Lavagna konnte Duhalde
am Wochenende offenbar vorgezogene Neuwahlen im September und damit
eine Vertiefung der politischen Krise abwenden. Die argentinische Nationalbank werde Maßnahmen ergreifen, um einen
weiteren Kursverfall des Peso nach der Öffnung der Banken zu
verhindern, kündigte Lavagna gegenüber "La Nacion" am Sonntag an. Für
Montag stellte er auch ein Treffen mit dem Präsidenten des
Internationalen Währungsfonds (IWF), Horst Köhler, über eine
Wiederaufnahme von Kreditzahlungen in Aussicht.
Wie die Tagezeitung "Clarin" am Sonntag unter Berufung auf
Mitarbeiter des Gouverneurs der Provinz Cordoba berichtet, wollte
Jose Manuel De la Sota bei einer Zusammenkunft der Gouverneure mit
Duhalde am Samstag "die Bombe vorgezogener Neuwahlen schmeißen". Auch
der Gouverneur von Santa Fe, der Ex-Formel 1-Pilot Carlos Reutemann,
habe zuvor ähnliche Präferenzen erkennen lassen. Am Samstag
versicherten sie Duhalde hingegen ihre Unterstützung. Jüngsten
Umfragen zufolge würden 64 Prozent der Argentinier nicht für die
regierenden Peronisten stimmen, denen Duhalde und die Mehrzahl der
Gouverneure angehören.
Duhalde ist nach dem Rücktritt seines Wirtschaftsministers Jorge
Remes Lenicov am Dienstag offenbar fest entschlossen, bis zum Ende
seiner Amtszeit im Dezember 2003 an der Spitze des Staates zu
bleiben. Lenicov war zurückgetreten, weil er mit seinen Plänen zur
Lösung der argentinischen Finanzkrise am Widerstand des Parlaments
gescheitert war. Im argentinischen Rundfunk kündigte Duhalde am
Samstag eine Regierungsumbildung für Anfang Mai an. Er wolle eine
"starke Position" in Bezug auf die künftige Ausrichtung der
argentinischen Regierung einnehmen, berichtet die argentinische
Tageszeitung "La Nacion" am Samstag in ihrer Internetausgabe.
Gleichzeitig betonte der Präsident die Notwendigkeit einer
Zusammenarbeit Argentiniens mit dem Internationalen Währungsfonds
(IWF).
Wenn Argentinien seine Wirtschaft reaktivieren wolle, sei es
"notwendig", noch im Mai zu einer Übereinkunft mit dem IWF zu
gelangen, sagte Duhalde laut "La Nacion" in seiner Radiosendung.
Dabei gehe es um eine Lösung für die Rückzahlung von Schulden in Höhe
von zwei Milliarden US-Dollar (2,23 Mrd. Euro), präzisierte Duhalde.
Es gebe eine "Frist von 30 Tagen". Gleichzeitig erteilte Duhalde
allen Spekulationen eine Absage, er könnte wegen der schweren
Finanzkrise zurücktreten. Dies sei "absurd". Man "verlässt nicht
etwas, was man liebt, in einem risikoreichen Moment", so Duhalde. (APA)