Wirtschaft
Industrie sagt Nein: Ende des Wettbewerbs befürchtet
IV-Generalsekretär Fritz: 400 Großkunden werden abwandern
Wien - Die Industrie lehnt die nun in die Zielgerade gehende
österreichische Stromlösung in ihrer jetzt diskutierten Form als
wettbewerbsfeindlich ab und stellt ihr ein "vernichtendes Urteil"
aus. IV-Generalsekretär Lorenz Fritz sagte am Freitag, die 400 großen
heimischen Abnehmer der Industrie würden der von EnergieAllianz und
Verbund unter Allianz-Federführung geplanten Großkundengesellschaft
"dann keinen Strom abkaufen", falls sie wegen eines unterbundenen
Wettbewerbs auf keine weiteren Preissenkungen mehr hoffen könnten. "So dumm wird die Industrie nicht sein", meinte Fritz in einem
Pressegespräch. Die Industriebetriebe würden sich dann woanders mit
günstigerer Elektrizität eindecken. Die Schuld am drohenden "Aus" für
einen Wettbewerb im Stromsektor trage die Landespolitik, "daher kann
die Bundespolitik das eigentlich nicht als gescheite Lösung nehmen". Die Landespolitik, die die so genannte österreichische Stromlösung
auspaktiert habe, "versteht vom Markt nichts und will nichts davon
verstehen", daher hätten sich auch die westlichen Bundesländer Tirol
und Vorarlberg davon abgekoppelt, mutmaßt Fritz.
"Europa werde lächeln"
Europa werde über die heimische Stromlösung "lächeln", der Markt
werde sich - siehe die großen Abnehmer der Industrie - dennoch
unaufhaltsam seinen Weg suchen, so Fritz. An die Adresse des
zuständigen Ressortchefs Martin Bartenstein (V) sagte der IV-Boss,
"als Bundesminister würde ich zu der Entscheidung (über die
österreichische Stromlösung, Anm.) sagen, 'jetzt reichts mir' - sonst
könnte es der Bundespolitik auf den Kopf fallen".
Baumeister-Pläne sind dicht
Von Seiten eines am Strom-Deal beteiligten Bundeslandes hieß es
zur APA, dass die "Baumeister" den Plan in Richtung Wettbewerbs- und
Übernahmerecht "wasserdicht" gemacht hätten. Von da her sei also kein
Kippen des Strombündnisses Verbund-EnergieAllianz zu befürchten.
IV-General Fritz sieht keinen Grund, warum der Verbund nicht mit
E.ON kooperieren sollte: "E.ON nimmt ja nichts weg, E.ON würde sogar
die eigenen Wasserkraftwerke einbringen. Ich verstehe nicht, wo da
der Ausverkauf stattfinden soll", bezog sich Fritz auf seinerzeitige
Warnungen vor einem "Ausverkauf der heimischen Wasserkraft".
Der Umweltdachverband zeigte sich am Freitag in einer ersten
Reaktion zur offenbar ausverhandelten heimischen Stromlösung erfreut
und sprache von einem "Sieg der Vernunft": Der Kampf um den Verbleib
der Verfügungsrechte "über unsere Wasserkraftwerke in Österreich" sei
erfolgreich zu Ende gegangen - "ein großer Tag für Österreich". (APA)