Wien
Der "Poker" um Steuergelder
Wiener Gemeinderat gegen Steuergeldvergabe für Sofiensäle-Wiederaufbau
Wien - Die Zukunft der im Vorjahr abgebrannten
denkmalgeschützten Sofiensäle in Wien-Landstraße war am Freitag eines
der Hauptthemen des Wiener Gemeinderats. Bereits in der Fragestunde
bezog Bürgermeister Michael Häupl (S) eindeutig Stellung: Er sprach
sich gegen eine Finanzierungszusage des Landes Wien für einen
Wiederaufbau aus. In Bezug auf die Position des Eigentümers, der
Sofiensäle AG, sprach er von einem "Poker" um Steuergelder. Für den Nachmittag war eine Dringliche Anfrage der FPÖ zu diesem
Thema vorgesehen. Die FP-Gemeinderäte Heinz-Christian Strache und
Gunther Wolfram wollten dabei von Häupl neben Fragen der Finanzierung
wissen, welche Bedeutung die Stadt den Sofiensälen als Teil der
kulturellen Identität zubillige, welche Position sie gegenüber dem
Bundesdenkmalamt eingenommen habe, ob es Verhandlungen mit dem
Eigentümer gebe aus was konkret zum Schutz der Bausubstanz geschehen
sei.
Stafdt hat Interesse am Wiederaufbau
Häupl betonte in der Fragestunde, dass die Stadt "höchstmögliches
Interesse" am Wiederaufbau des historischen Ballsaales habe. Eine
Finanzierungszusage der Stadt bewertete er aber als kontraproduktiv:
"Man soll nicht gleich den Steuerzahlern in die Tasche greifen." Auch
den von Strache bemühten Vergleich mit den Redoutensälen, wo Bund und
Land Wien für den Wiederaufbau aufgekommen seien, ließ Häupl nicht
gelten: Bei der Hofburg handle es sich um Bundeseigentum, die
Sofiensäle seien dagegen in Privatbesitz.
Für die Sofiensäle existiere eine aufrechte Baubewilligung
Für die Sofiensäle existiere eine aufrechte Baubewilligung für ein
Kongress- und Hotelprojekt unter Einbeziehung des Ballsaales. Dieses
sei vor dem Brand als wirtschaftlich betreibbar eingeschätzt worden.
Häupl: "Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum das jetzt nicht
mehr wirtschaftlich sein soll." Schließlich sei ja auch der
Brandschaden durch eine Versicherung gedeckt.
Brandruine
Zur Drohung der Eigentümervertreter, die Brandruine wegen des
aufrechten Denkmalschutzes einfach stehen zu lassen, meinte Häupl:
"Das beschleunigt meinen Puls nicht." Mit jedem Tag, der ungenutzt
verstreiche, verliere der Eigentümer Geld. Außerdem habe die Stadt
genügend Möglichkeiten, eine Projektrealisierung durchzusetzen, so
Häupl. Es werde Verhandlungen mit den Eigentümern geben, allerdings
"nicht im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit". (APA)