Innsbruck - Nachdem die äußerst reiselustige Bärin "Vida" zu Beginn der Woche die Brennergrenze überschritten hatte, rechnet der World Wildlife Fund (WWF) damit, dass sie in Nordtirol bleibt. Dass "Vida" das Inntal überqueren wird, schließen die Experten aus. Sie könnte höchstens wieder ins Trentino zurückkehren. Seit Dienstag hält sich das "extrem scheue" Tier nach Angaben des österreichischen WWF im Nordtiroler Abschnitt des Wipptals auf.Erster Braunbär seit fat 100 Jahen Bei Vida handle es sich um den ersten Braunbär seit fast 100 Jahren in freier Wildbahn in Tirol. Der WWF geht davon aus, dass sich die Bärin hier wohlfühlt. Nach ein paar Tagen in der Sterzinger Gegend hatte sie am Dienstag vom Pfitschtal aus die Staatsgrenze überschritten und war auf österreichisches Gebiet übergewechselt. Derzeit bewege sich die vor allem "nachtaktive" Braunbärin zwischen Innsbruck und Brenner hin und her und werde Tag und Nacht überwacht. Vida ist als "Wanderbärin" bekannt Der Aufenthaltsort, der zum Schutz vor neugierigen Besuchern geheim gehalten wird, liegt hundert Kilometer Luftlinie vom italienischen Naturpark "Brenta Adamello" entfernt, wo sie ursprünglich freigelassen wurde. Vida ist als "Wanderbärin" bekannt. Der Bärin gehe es laut Auskunft des WWF "gut", und sie nehme nach beendetem Winterschlaf wieder Nahrung auf: Pilze, Gräser, Schnecken, Würmer und Käfer. Norbert Gerstl vom WWF stellte klar, dass für die Bevölkerung keinerlei Gefahr bestehe. Der Koordinator des internationalen WWF-Alpenprogramms Andreas Baumüller glaubt nicht, dass sich die Bärin in die Nähe von Siedlungen wagt. In der Regel habe das Pelztier nämlich große Angst vor Menschen und würde sich sofort zurückziehen, wenn es jemand wittert. "Um sich Vida zu nähern braucht man schon sehr großes Glück. Bären sieht man nämlich generell nur von hinten, weil sie abhauen", erläutert Baumüller. Insgesamt sei sie eine sehr gutmütige Bärin, hielt Gerstl fest. Wer die Bärin sieht möge die nächste Sicherheitsdienststelle informieren, ersuchte Baumüller. Vierjährige Bärin Die vierjährige Bärin Vida war ursprünglich im Mai 2001 im Rahmen eines EU-Life-Projekts von Slowenien in den Naturpark im Trentino gebracht worden, hatte ihr "Quartier" aber bereits mehrmals verlassen. Im vergangenen Sommer hatte "Vida" Südtirol durchwandert. Bei ihrer Rückkehr war das Tier bei einer Autobahnüberquerung verletzt worden. Im Zuge ihrer Wanderungen waren weder Mensch noch Tier zu Schaden gekommen. Der WWF hat Erfahrung mit Bären, denn er arbeitet seit 1989 an der Wiederansiedelung des Braunbären in den Ostalpen. Deshalb biete er sich als Partner für die Betreuung und Überwachung von Vida an. Bären bräuchten einen Lebensraum, der von Menschen möglichst unbeeinflusst ist. Derzeit gebe es in den österreichischen Alpen nur noch drei bis sechs Prozent unberührte "wilde" Natur. Mit Hilfe der WWF-Alpenkampagne "Reichtum Alpen - gemeinsam sichern" wolle man diese letzten Reste schützen. (APA)