Bozen - Neue Erkenntnisse gibt es zur Todesursache der jungsteinzeitlichen Gletschermumie "Ötzi". Der Eismann dürfte an den Folgen von Kampfverletzungen gestorben sein, sagte der Südtiroler Konservierungsbeauftragte, Eduard Egarter-Vigl, Primar der Bozner Pathologie.Schnittverletzung Es bestehe kein Zweifel, dass der Tod durch eine vorhergehende tätliche Auseinandersetzung verursacht worden sei. Die vor etwa zwei Monaten entdeckten Schnitteverletzungen an den Händen Ötzis würden nicht in einem direkten "zeitlichen Zusammenhang" zu seinem Tod stehen, denn dafür gebe es vorerst keine Beweise. Nach Ansicht Egarter-Vigls seien sie aber in diesem "Umfeld" zu sehen. Die Wundeigenschaften würden bestätigen, dass es sich um keine alte, sondern um eine akute, frische Verletzung handle. Pfeilspitze im Schulterbereich Ein ballistisches Gutachten aus Deutschland habe ergeben, dass es sich bei der Pfeilspitze im Schulterbereich Ötzis um einen "Zufallstreffer" gehandelt hat. Der Schuss sei nämlich aus einer Entfernung von 80 Metern abgegeben worden. Morphologische und naturwissenschaftliche Faktoren sowie die Gesamtszenerie bei der Auffindung Ötzis lassen nun darauf schließen, dass er auf der Flucht vor Verfolgern war und dabei seinen Verletzungen erlegen ist. Der Zeitraum zwischen den Kampfverletzung und seinem Tod beträgt nach Ansicht des Wissenschafters nicht mehr als maximal einen Tag. Damit sei widerlegt, dass der Eismann einem Ritualmord zum Opfer gefallen sein könnte. Sensationsfund von 1991 Der archäologische Sensationsfund war am 19. September 1991 von einem deutschen Ehepaar etwa 300 Meter unterhalb des Hauslabjoches in einer namenlosen Felsrinne gemacht worden. Der Ort liegt etwa 90 Meter von der italienisch-österreichischen Grenze entfernt, auf dem Gebiet der Autonomen Provinz Bozen (Südtirol). Über sechs Jahre war die Mumie aus der Jungsteinzeit am Innsbrucker Institut für Anatomie unter Gletscher ähnlichen Bedingungen gelagert, konserviert und medizinisch untersucht worden. Im Jänner 1998 wurde Ötzi ins Archäologiemuseum Bozen überstellt. Bei dem Eismann handelt es sich um die derzeit älteste, unter natürlichen Umweltbedingungen konservierte Mumie der Welt. (APA)