Mailand - Erstmals gerät das Darmbakterium E. coli unter Verdacht, am Plötzlichen Kindstod beteiligt zu sein. Diesen Zusammenhang sehen Forscher um Paul Goldwater vom Frauen- und Kinderspital in North Adelaide, Australien, nach Untersuchungen an Opfern dieses mysteriösen Phänomens, der in Industrieländern häufigsten Todesursache für Babys unter einem Jahr.Dass neben anderen Risikofaktoren wie Rauchen der Mutter oder Schlafen auf dem Bauch auch Bakterien wie der Magenkeim Helicobacter pylori eine Rolle spielen könnten, vermuteten einige Forscher schon länger. Doch Goldwater verdächtigte auf dem Europäischen Kongress für Mikrobiologie und Infektionskrankheiten Donnerstag in Mailand erstmals das weit verbreitete Bakterium E.coli. Und anders als bei bisherigen Funden ließ sich die Spur des Keims nicht beim Großteil, sondern bei allen untersuchten plötzlich verstorbenen Babys im Blut nachweisen - und bei keinem in der Kontrollgruppe. Die Spur ist das Eiweiß Curlin, das E. coli manchmal produziert. Und dieses Protein ist - giftig, weiß Goldwater aus Versuchen: "Für Hühnerembryos und Mäuse war das Blutserum der Toten toxisch. In Labormäusen löst es einen Schock aus." Dazu passe die schock-ähnliche Phase, durch die Opfer des Plötzlichen Kindstodes laut Videoaufzeichnungen gehen, sagte Goldwater. Noch müssen seine Ergebnisse wissenschaftlich bestätigt werden. (rosch, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28. 4. 2002)