Österreich
Skandal um Gewaltexzesse der Polizei in Neapel zieht weite Kreise
Staatsanwaltschaft ermittelt bereits gegen 100 Polizisten
Rom - Der Skandal um angebliche Gewaltexzesse der Polizei
bei einer Kundgebung der Anti-Globalisierungs-Bewegung in Neapel
zieht weitere Kreise. Über 100 Polizisten in den Sog der Untersuchung
geraten, berichtete am Sonntag die römische Tageszeitung "La
Repubblica". Dies habe bereits zur Verhaftung von sechs Polizisten
und zwei hochrangigen Polizeifunktionären am Freitag geführt. Die
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einen Großteil der Polizisten, die
für die Sicherheit am Rande der Anti-Globalisierungsdemo am 17. März
2001 im Einsatz waren. Bei Krawallen zwischen der Polizei und Demonstranten am Rande
eines von der Regierung organisierten Treffens über
Globalisierungsthemen waren über 100 Personen verletzt worden. Die
Demonstration der Anti-Globalisierungs-Gegner in Neapel galt als
"Generaltest" in Hinblick auf die Kundgebungen am Rande des
G8-Gipfels in Genua. Die Untersuchung in Neapel wurde auf Grund der
Anzeigen einiger Demonstranten eingeleitet, die angeblich von den
Polizisten festgenommen, geschlagen und mehrere Stunden lang mit
Knüppeln misshandelt wurden.
Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft hätten die Polizisten ihre
Machtposition ausgenutzt, um Jugendliche, hauptsächlich Anhänger der
altkommunistischen Partei "Rifondazione" und unterschiedlicher
Globalisierungsbewegungen, brutal zu behandeln. Die verdächtigten
Polizisten seien laut Staatsanwaltschaft erst 13 Monaten nach der
Demonstration festgenommen worden, weil mehrere misshandelte
Jugendliche erst jetzt Mut zu einer Anzeige gefunden hätte. Die
Staatsanwaltschaft befürchtet zudem, dass die Verdächtigten sich an
den Klägern rächen könnten, sollten sie auf freiem Fuß bleiben.
Die Polizei reagierte mit Entrüstung auf die Festnahme der
neapolitanischen Kollegen. Die Polizeigewerkschaft drohte mit
Protesten. "Nach 13 Monaten ist die Verhaftung eine vollkommen
unbegründete Initiative, die nur das Image der Polizei in einer
schwierigen Stadt wie Neapel beeinträchtigt. Es gibt keine Gründe,
die die Festnahme rechtfertigen", betonte ein Sprecher der
Gewerkschaft. (APA)