Leo Kirch ist auch nach der größten Pleite in der deutschen Wirtschaftsgeschichte noch ein reicher Mann. Zwar dürfte das Vermögen des einstigen Milliardärs erheblich zusammengeschmolzen sein. Dennoch sind ihm nach Einschätzung seiner Vertrauten noch etliche Millionen und umfangreicher Immobilienbesitz geblieben. Jetzt soll ihm der Abschied von seinem Kerngeschäft auch noch mit einem millionenschweren Beratervertrag versüßt werden.Nicht das Geld dürfte aber für ihn entscheidend sein. Vielmehr will er einen Fuß in der Tür behalten und für einen geordneten Übergang sorgen. Das manager magazin setzte Leo Kirch in seiner Liste der 100 reichsten Deutschen noch in der Märzausgabe auf Platz 81. Das Vermögen des 75-Jährigen wird auf eine Milliarde Euro geschätzt. Allerdings hat Kirch das Geld nur zum kleinen Teil auf dem Konto, den Großteil machen Firmenbeteiligungen aus. Kein Abschiedsgeschenk Ein Abschiedsgeschenk soll der Millionenvertrag der neuen KirchMedia-Geschäftsführung nicht sein. Nach Einschätzung in Kirch-Kreisen sind die neuen Machthaber auf die Unterstützung des Patriarchen angewiesen. Wenn überhaupt einer jeden Winkel seines weit verzweigten Reiches kennt, dann er. Zwar verbesserte sich die Transparenz in den letzten Jahren, als sich Kirch zu einem baldigen Börsengang gezwungen sah. Doch immer wieder tauchten in den vergangenen Wochen neue Details und Zahlungsverpflichtungen auf, die Banken und Mitgesellschafter zur Verzweiflung brachten. Zudem gilt der Filmhandel als sensibles Geschäft, in dem persönliche Kontakte unverzichtbar sind. KirchMedia-Chef Hans-Joachim Ziems müsste in der ganzen Welt herumtelefonieren, um die richtigen Ansprechpartner zu erreichen, sagt ein Kirch-Vertrauter. "Der Leo nimmt den Hörer in die Hand, und dann klappt das." (dpa/DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 29. April 2002)