Linz - 53 Prozent der Österreicher erwarten keine Auswirkungen der Stärkung des Front National und seines Kandidaten Jean-Marie Le Pen auf die österreichische Politik oder die EU. Das geht aus einer market-Umfrage für den STANDARD hervor. Nur 35 Prozent schließen sich der Meinung an, dass von Le Pen und den seinen eine Gefahr für die Europäische Union oder Österreich ausginge.Allerdings: In dem (unwahrscheinlichen) Fall, dass Le Pen bei der Stichwahl am 5. Mai siegen sollte, dann wäre für 54 Prozent der Österreicher klar, dass die EU-Staaten "mit ähnlichen Maßnahmen reagieren" sollten, wie vor mehr als zwei Jahren bei der Regierungsbeteiligung der FPÖ. Diese Forderung nach Sanktionen wird besonders von der Bildungselite und den jüngeren Befragten gestützt. Denn obwohl die Situation in Frankreich mit der in Österreich nicht ganz vergleichbar ist (und auch nur von 35 Prozent für vergleichbar gehalten wird), gibt es eine weit verbreitete Schadenfreude darüber, dass nun Frankreich mit Rechtsextremismus-Vorwürfen zu kämpfen hat. Zwei Drittel der Österreicher finden diese Vorwürfe mehr (26 Prozent) oder weniger (41 Prozent) berechtigt - nur jeder vierte Österreicher hält sie für völlig unverständlich. Besondere Schadenfreude empfinden erwartungsgemäß die Freiheitlichen; auch die lebenserfahrenen Befragten über 50 können sie sich nicht ganz verbeißen. Und so werden die Reaktionen bewertet: Die internationalen Reaktionen auf die Wahlen in Frankreich werden: [] von 52 Prozent der Österreicher für angemessen gehalten; [] zwölf Prozent (darunter besonders viele FP-Anhäger) halten sie für zu scharf; [] 16 Prozent (hier vor allem Grüne, Maturanten und Akademiker) halten die Reaktionen für zu schwach. Die österreichischen Reaktionen - in denen sich teilweise Schadenfreude gespiegelt hat - sind offenbar für die innenpolitische Auseinandersetzung geeignet. Allerdings konnte sich damit am ehesten die ÖVP profilieren, ihre Reaktionen sind bei 31 Prozent positiv (und bei elf Prozent negativ) aufgefallen. (DER STANDARD, Print, 29.4.2002)