Innovationen
Grazer Doppler-Labor will Leiterplatten-Bauteile "drucken" lassen
Forscher der TU, Joanneum Research und AT&S entwickeln leitende "Tinte", die Widerstände und Transistoren ersetzen soll
Völlig neue Wege bei der Herstellung von
Leiterplatten geht das Christian-Doppler (CD) Labor für Advanced
Functional Materials. Nach den Ideen der Forscher sollen die
einzelnen Bauelemente nicht mehr auf die Platinen gelötet, sondern -
quasi als "Drucker-Tinte" - aufgedruckt werden. Das Labor, das mit
Jahresbeginn seine Arbeit in Graz begonnen hat, ist am Institut für
Festkörperphysik der Technischen Universität Graz (TUG) angesiedelt
und wird gemeinsam mit dem Joanneum Research sowie dem
Leiterplattenhersteller AT&S betrieben.
Altbacken
"Die Entwicklung in der Mikroelektronik macht zwar rasant
Fortschritte, elektronische Bauelemente wie Widerstände oder
Transistoren werden aber heute noch im Prinzip wie anno dazumal auf
Leiterplatten gesetzt und eingelötet", so Emil J.W. List, Leiter des
von der Christian-Doppler-Gesellschaft geförderten Labors in der
druckfrischen "TUG Print News" der Technischen Universität. In Graz
setzt man daher nun auf die so genannten Direct Write Technologies,
wie sie zum Beispiel das Ink-Jet-Printing (der Tintenstrahldruck)
darstellt. Hier geht es den Forschern darum, Materialien und
Verfahren zu entwickeln, mit deren Hilfe die Bauelemente direkt auf
die Platten gedruckt werden können. "Das erspart nicht nur
Arbeitsschritte, etwa das Einlöten, sondern auch Platz, der bei der
zunehmenden Miniaturisierung immer rarer wird", so List.
Funktionalisierung
"Um Widerstände oder Transistoren direkt drucken zu können, ist es
in erster Linie notwendig, die dazu verwendeten Materialien - quasi
die Tinten - in ihren physikalischen Eigenschaften und in der
Verarbeitbarkeit maßzuschneidern, also zu funktionalisieren", so
List. Dabei geht es vor allem darum, dass die "Tinte", die
erforderlichen elektrischen oder magnetischen Eigenschaften hat und
vor allem auch druckbar ist und auf der Platine hält. Zum Einsatz
kommen sollen dabei neuartige leitfähige bzw. elektroaktive
Kunststoffe (Polymere), anorganische und organische Pigmente und
Nanopartikel. Dazu arbeiten am Labor Experten aus der Physik, der
Chemie der Materialwissenschaft und der Elektronik zusammen.
Finanzen
Das Labor verfügt für die nächsten sechs Jahre über ein
Jahresbudget von jeweils 380.000 Euro. Die Hälfte davon trägt der
Industriepartner. CD-Labore werden für die Frist von maximal sieben
Jahren eingerichtet.
(APA)