Österreich
Computerspiele selten alleinige Auslöser von Gewalt
Für den Psychologen Streibl ist die "Lebensumwelt" entscheidend
Bremen - Gewaltbetonte Computerspiele können nach
Einschätzung eines Bremer Psychologen kaum der alleinige Auslöser für
einen Gewaltausbruch wie den Amoklauf in Erfurt sein. "Entscheidend
ist das, was sonst aus der Lebensumwelt mitgebracht wird", sagte am
Montag Ralf E. Streibl vom Studiengang Informatik der Universität
Bremen. "Nur weil jemand solche Computerspiele spielt, wird er nicht zu
solchen Taten getrieben", sagte Streibl, der auch Vorstandsmitglied
des Forums InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche
Verantwortung (FIfF) ist. Für die meisten Spieler von Ego-Shootern
und ähnlichen Games stehe nicht das aggressive Geschehen im
Vordergrund, sondern die Herausforderung, so schnell wie möglich
reagieren zu müssen.
Differenzierte Auseinandersetzung mit der Umwelt wichtig
"Das schließt aber nicht aus, dass dieselben Spiele von anderen
ganz anders gesehen werden", sagte Streibl. So könnten Ego-Shooter
auch Teil einer allgemeinen Faszination von Gewalt sein, die dann
auch mit der Fixierung auf Waffen, einer Vorliebe für brutale Filme
oder dem einseitigen Konsum von aggressiver Musik einher gehen könne.
"Je weniger eine Vielfalt im Erleben da ist, desto weniger kann auch
eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Umwelt stattfinden",
erklärte der Wissenschafter.
Die meisten Kinderpsychologen stimmen nach den Worten Streibls in
der Auffassung überein, dass Kinder auch Aggression im Spiel erleben
müssten, um den Umgang damit zu erlernen. Bedenklich sei es aber,
wenn dabei der Eindruck vermittelt werde, dass Gewalt die einzige
Möglichkeit der Konfliktlösung sei. Zudem versperre das von vielen
Computerspielen vermittelte Weltbild einer starren Einteilung in Gut
und Böse den Weg zu einem differenzierten Umgang mit persönlichen
Problemen. (APA/AP)