International
Türkei übernimmt Kommando über Afghanistan- Truppe
Großbritannien gibt Befehlsgewalt ab - Vorbereitungen für Ausbildung der afghanischen Streitkräfte
Ankara - Die Türkei will nun offiziell für sechs Monate
das Kommando über die internationale Friedenstruppe in Afghanistan
übernehmen. Die Entscheidung wurde nach einer Sitzung des türkischen
Kabinetts am Montag in Ankara bekannt gegeben. Ein genauer Zeitpunkt
für die Übernahme der Befehlsgewalt von Großbritannien wurde zunächst
nicht genannt. Unterdessen begannen in Kabul die Vorbereitungen für
die Ausbildung der afghanischen Streitkräfte, die in den Provinzen
die Gefechte zwischen rivalisierenden Fraktionen beenden sollen. In Ankara hieß es, ein Termin für die Übernahme des Kommandos der
Friedenstruppe ISAF solle mit den daran beteiligten Ländern und mit
den Vereinten Nationen abgestimmt werden. Großbritannien hatte
unlängst erklärt, man rechne nicht vor Juni mit einem Wechsel an der
Kommandospitze. Zurzeit sind etwa 270 türkische Soldaten an der
Friedenseinheit beteiligt, die für die Sicherheit in der Hauptstadt
Kabul und den umliegenden Bezirken verantwortlich ist. Die Türkei
hatte als erstes muslimisches Land Truppen für die Mission entsandt.
Die Regierung in Ankara hat angekündigt, bei einer Übernahme des
Kommandos die Zahl der türkischen Soldaten auf rund 1.000 zu erhöhen.
Kostspieliger Einsatz
Großbritannien führt die 4.500 Mann starke Truppe seit ihrer
Gründung im UNO-Sicherheitsrat im vergangenen Dezember. Ursprünglich
sollte das Kommando schon im April abgegeben werden. Die Türkei
zeigte sich jedoch zunächst besorgt, angesichts ihrer schlechten
Wirtschaftslage einen solch kostspieligen Einsatz anzunehmen.
Ein amerikanischer Militärkonvoi traf am Montag in Kabul ein, um
mit dem Aufbau eines Ausbildungslagers für die neue afghanische Armee
zu beginnen. Die Arbeiten sollen etwa zwei Wochen dauern. Danach
wollen amerikanische Ausbilder dort in den kommenden 18 Monaten rund
18.000 Soldaten ausbilden. ISAF-Sprecher Neil Peckham sagte, es
sollten auch Lehrgänge stattfinden, damit schließlich Afghanen ihre
Landsleute selbst ausbilden könnten. Die afghanischen Soldaten sollen
in den Provinzen zum Einsatz kommen, während das Mandat der
internationalen Friedenstruppe auf Kabul beschränkt ist.
Der amerikanische Militärsprecher Bryan Hilferty hatte am Sonntag
erklärt, die Auseinandersetzungen zwischen den örtlichen Kommandeuren
im Osten Afghanistans stellten eine Gefahr für die Interimsregierung
dar. Ein Eingreifen dort sei jedoch Sache der Regierung. (APA/AP)