Zeit
Ehrung für Erika Weinzierl
Die große Historikerin wurde nicht zuletzt durch ihr Engagement gegen den Antisemitismus bekannt
Wien - Die Zeithistorikerin Erika Weinzierl (76) wurde am
Montag im Stadtsenatssitzungssaal des Wiener Rathauses von
Vizebürgermeisterin Grete Laska mit dem Ehrenring der Stadt Wien
ausgezeichnet. Dabei wurde betont, dass sich die bekannte
Historikerin durch ihr besonderes Engagement bei der Bekämpfung des
Antisemitismus in Österreich ausgezeichnet habe, hieß es in einer
Aussendung der Rathauskorrespondenz."Außergewöhnliche Persönlichkeit"
Laska würdigte Weinzierl als außergewöhnliche Persönlichkeit.
Weinzierl dankte der Stadt Wien für die hohe Auszeichnung, aber auch
den Wienern für die "Teilnahme an Ereignissen", die für ihr Leben
bedeutend gewesen seien: Etwa die Staatsvertragsunterzeichnung, das
"Lichtermeer" am Wiener Heldenplatz im Jänner 1993 und die Wiener
Gemeinderatwahl im Vorjahr (die SPÖ errang dabei die absolute
Mandatsmehrheit, die FPÖ verlor fast acht Prozentpunkte und erreichte
einen Stimmanteil von 20,3 Prozent, Anm.). In ihrer Rede drückte sie
große Sorge um das Schicksal der österreichischen Republik aus.
Werdegang
Erika Weinzierl - sie ist Trägerin zahlreicher Ehrungen und
Auszeichnungen aus dem In- und Ausland - wurde am 6. Juni 1925 als
Erika Fischer in Wien geboren. Nach der Matura im Jahr 1943 leistete
sie zunächst als Krankenschwester, danach als Straßenbahnschaffnerin
und als Metalldreherin Arbeitsdienst. Noch während des Zweiten
Weltkrieges begann sie ihr Medizinstudium, ehe sie 1945 zur
Geschichte und Kunstgeschichte wechselte.
Nachdem sie sich unter der NS-Herrschaft im Widerstand engagiert
hatte, wirkte sie nach Kriegsende innerhalb der Hochschülerschaft am
Wiederaufbau der Universität Wien mit. Ihr Studium schloss sie nach
nur drei Jahren 1948 ab. Im gleichen Jahr heiratete sie den späteren
Professor für Experimentalphysik, Peter Weinzierl. Dieser starb im
Mai 1996.
Lehrtätigkeit
Bereits 1961 habilitierte sich Weinzierl für Österreichische
Geschichte an der Universität Wien mit einer Arbeit über "Die
Österreichischen Konkordate von 1855 und 1933". Von 1964 bis 1992
fungierte die "kritische Katholikin" als Vorstand des Instituts für
kirchliche Zeitgeschichte am Internationalen Forschungszentrum
Salzburg. 1967 wurde Weinzierl außerordentliche, 1969 ordentliche
Professorin für Österreichische Geschichte mit besonderer
Berücksichtigung der Zeitgeschichte an der Universität Salzburg.
Von 1979 bis 1990 war sie Vorstand des Instituts für
Zeitgeschichte an der Universität Wien. Knapp nach ihrem 70.
Geburtstag emeritierte sie im Juni 1995 als Universitätsprofessorin,
blieb aber auch nach Beendigung ihrer Universitätslaufbahn
wissenschaftlich tätig. (APA)